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Anton Kuh - Biographie
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62 gegen Deutschland« und über die Empörung vis-à-vis der laschen Haltung der Wiener Zensur, die aus Berlin energisch zur Ordnung ge- rufen wird, und verwahrt sich dagegen, sich »ins Schlepptau des pan- germanischen Wahnsinns nehmen lassen«. Die Reaktion der »D. T.«: »Wie wir im übrigen über den Artikel und die Art der von ihm vertrete- nen Publizistik denken, wollen wir durch folgenden ›Vergleich ohne tertium comparationis‹ andeuten: ›Es war Luther, der den Namen seines Gegners Cochlaeus mit Rotzlöffel übersetzte‹.«98 Anton Kuh dupliziert: »Graf Reventlow holt als Entgegnung auf unsere letzte Glosse zum letzten Argument aus. Es heißt: ›Rotzlöffel‹. Der Herr Graf meint da- mit offenbar, der Luther oder Götz selber zu sein. Aber der Gebrauch jener vielzitierten Wendung, die zu einer ›ung’schafften Arbeit‹ einlädt, ist allein noch nicht ›Kraft‹. Die Teutonen der Schmelz99 treffen’s nicht schlechter  …«100 In der Wiener Montagszeitung »Der Morgen« glossiert Kuh ab März 1917 Woche für Woche die laufenden Ereignisse voll polemischer Verve. Er kommentiert dort ätzend den »blechernen Namens-Schwall«, der in waffenbrüderlich-patriotischem Überschwang nun nach allen Provinz- städten, wo jede Hauptstraße nach Conrad von Hötzendorf und jeder Hauptplatz nach Kaiser Wilhelm benannt worden ist, auch das ehrwür- dige Mauerwerk Wiens mit »vaterländischen Reklametapeten« ver- hunzt;101 antisemitische Rülpser der Klerikalen und kaum verhohlene Aufrufe zum Pogrom, die im Verlauf des Kriegs immer weniger verblümt in der deutschvölkischen Presse ihren festen Platz haben; das Mucker- tum und den Mangel an Zivilcourage bei seinen Mitbürgern im Hinter- land. Er verfolgt mit Argusaugen Akte von Behördenwillkür und Zen- sur,  die immer wieder auch seine Texte verstümmelt.102 Er registriert entsetzt die Provinzialisierung der Metropole  – nennt etwa schon im Januar 1918, verärgert darüber, daß die Theaterzensur Stücke »wel- scher« Autoren von den Bühnen verbannt, Wien »die größte Kleinstadt deutscher Zunge«103  – und polemisiert, als sich die Fälle, da »Damen ohne Begleitung« in Wiener Cafés nicht bedient, sondern des Lokals verwiesen werden, gegen die etwas einseitige Auffassung der Wiener Kaffeesieder, in deren Weltbild nur Platz ist für »Damen mit Beglei- tung« oder »Solchene«, sprich Gattin oder Animiermädel.104 Er wettert gegen das bürgerliche Frauenbild, das »dem Mann den Platz am Steuer der Welt, der Frau aber in der Kuchel zuweist und sich am Anblick eines lesenden Weibes sittlich entrüstet«.105 Er verdammt im November 1917 die Preistreiberei, mehr noch als das überhandnehmende »Wur- zen« indessen die Niedertracht jener Großkopferten  – in den Anklage- schriften als »der Gutsbesitzer R. v. B., der Herrenreiter Graf L., der
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter Schübler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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