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Anton Kuh - Biographie
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82 Krakeel und Radau und »nur« vereinzelt in Übergriffen auf Passanten, Geplänkeln und Reibereien entlädt, veranlaßt die Vertreter ausländischer Missionen, Staatskanzler Renner gegenüber ihre Besorgnis zu äußern. Die Wiener Polizeidirektion läßt am 6. Oktober wissen, daß sie »in zu- ständiger Wahrung öffentlicher Interessen« bis auf weiteres »die Ver- anstaltung derartiger Kundgebungen auf der Straße nicht mehr gestatten« werde, weil diese »nicht geeignet [seien], die dem deutschösterreichi- schen Staate so notwendige Sympathie der maßgebenden Großmächte zu erhalten und das für den Kredit des Staates wie der Volkswirtschaft unerläßliche Vertrauen in unsere staatliche Ordnung zu erhalten«. Am 23. Oktober bestreiken die Schüler aller fünf Wiener Neustädter Mittelschulen den Unterricht und halten im Festsaal des Gymnasiums – unter wohlwollender Anwesenheit ihrer Lehrer  – eine Protestveran- staltung ab, weil sie nicht willens seien, »sich terrorisieren zu lassen«. Tags zuvor haben christlichsoziale und deutschnationale Schüler und Studenten gegen die Aufführung von Arthur Schnitzlers »Professor Bernhardi« agitiert und vor der abendlichen Vorstellung im Stadt- theater antisemitische Flugzettel verteilt. Im dritten Akt lautes Zischen im Stehparterre, wo sich die Agitatoren versammelt haben, im vierten Akt Zischen, Trampeln, »Pfui!«- und »Nieder-mit-den-Juden!«-Rufe. Tumult. Die Vorstellung wird unterbrochen. Polizei schreitet ein. Der Obmann des Theaterkomitees, der sozialdemokratische Vizebürger- meister Püchler, und ein Soldatenrat Hübl mahnen die »Demonstran- ten« zur Ruhe und beschimpfen sie als Laus- und Rotzbuben. »Zurück zum Staberl!« ist Anton Kuhs erster Gedanke. »Aber da widersetzt sich ja offenbar das moderne, individualistische Empfinden, das in der Erziehung zum Masochismus allen politischen und geistigen Schaden erblickt und darum auch ihr volkstümlichstes Symbol, das ›Staberl‹, verabscheut? Es kommt darauf an. Dort, wo die Erhebung der Jungen gegen die Welt des Staberls als jenes Macht- und Versklavungs- zeichens geht, wo es sich um Gehirn und Freiheit handelt  – à la bon- heur! Der eigene Rücken schmerzt uns zu sehr, als daß wir nicht mit- schritten. Aber die Hannoveraner, die Breslauer und die Wiener Neustädter Buben sind ja gar nicht gegen das Staberl. Ganz im Gegen- teil. Die Staberlallmacht ist es, der hier wie dort ihre Lendenbacken gleichsam ›entgegenjucken‹. Sie streiken für den Obrigkeits-Sadismus, für den Staat der Züchtigungspyramide  – als Fundament: Unter-Tanen, als Spitze: der Ober-Herr  –, ihre Revolte richtet sich gegen die Ab- schaffung des politisch-militärischen Staberls. Nun denn  – man gebe ihnen, was sie so heiß begehren! Man erfülle ihre Träume und lege sie übers Knie!  … Aber müßte man zuvor nicht das gleiche auch mit jenen
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Anton Kuh
Subtitle
Biographie
Author
Walter Schübler
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Size
13.8 x 22.2 cm
Pages
576
Category
Biographien
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