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122 Beim »Personal der Welt« –
Etabliert
Spätestens um 1920 ist Anton Kuh »etabliert«, »ein Begriff«, eine »Figur
des öffentlichen Lebens«. Seine Texte sind ab Ende 1913 häufig in den
Rubriken »Echo der Zeitungen« resp. »Echo der Zeitschriften« im
» Literarischen Echo« gebucht und bisweilen umfänglich zitiert,1 seine
Thesen werden diskutiert: »Pogrom«, Kuhs im Mai 1918 erschienene
Polemik gegen Assimilation, wird nicht nur mit einem emphatischen
Begleittext Max Brods in der Prager zionistischen »Selbstwehr« nach-
gedruckt2, auch Berthold Viertel setzt sich eingehend mit diesem »un-
fromme[n], ja anarchistische[n] Protest« kritisch auseinander.3 Der
»Friede« zitiert lange Passagen aus den »sehr vernünftige[n] Bemer-
kungen über den Prozeß Davit-Franke«,4 die Kuh im »Prager Tag-
blatt« veröffentlicht hat.5 Einspruch wird (ziemlich) laut6 gegen seine
Vorschläge zur Reform des Gymnasiums.7 Er wird beiläufig zitiert,
etwa in einem Überblick über die norwegische Literatur des Jahres
1924: »Anton Kuh hat nicht ganz Unrecht, wenn er einmal die Skandi-
naven die ›Provinzialen der Seele‹ nennt.«8 Und in einer Abrechnung
mit den hiesigen völkischen Hetzblättern, die sich lesen, als würden sie
von ebendenselben »feuchtohrigen Gymnasiasten« geschrieben, die
vor kurzem noch Pissoirwände heldenhaft mit »Hoch Schönerer!«
oder »Juden raus!« beschmiert hatten, wird Kuhs im »Morgen« und in
der »Wiener Sonn- und Montags-Zeitung« oft und oft wiederholte
These, die völkischen Radaubrüder seien – Vollbart hin, Schmisse
her – alle in einem puerilen Stadium hängengeblieben, dankbar auf-
gegriffen.9
Paul Stefan hört »vermöge irgendwelcher Assoziationen (Anton
Kuh?) die Worte Hopsdroderoh oder Ähnliches« aus dem Lärm her-
aus, den ein Schüppel Einheimischer auf dem Linzer Bahnhof erhebt.10
Hans Liebstoeckl ärgert sich über die Formulierung »Die Liebe ist das
Morphium der Seele; gleichwertig in der Tücke, mit der sie ihre Opfer
nicht mehr loslassen, sind Morphium und Liebe die beiden ärgsten
Gifte« im hofrätlich-medizinischen Geleitwort zu einem vierteiligen
dramatischen Piècechen des Titels »Morphium«: eine dieser Sentenzen,
»die ganz geistreich klingen, aber bei Gott nicht wahr sind und die daher
höchstens Herr Anton Kuh behaupten kann, weil er teils die ›bürger-
liche‹, teils die ›vergeistigte‹ Liebe zum Gegenstand tiefer Untersuchun-
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book Anton Kuh - Biographie"
Anton Kuh
Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Anton Kuh
- Subtitle
- Biographie
- Author
- Walter Schübler
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3189-1
- Size
- 13.8 x 22.2 cm
- Pages
- 576
- Category
- Biographien