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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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mit Honoratioren der Universität Wien gedacht wie im kurz darauf entstandenen Sitzungssaal im Haus der Gesellschaft der Ärzte (Abb. 5).26 Schließlich sollte der Arkadenhof zur uni- versitären Ehrenhalle werden, […] wie dies auch In der Bologneser Universität, im campo santo zu Pisa usw geschehen ist […].27 Damit ist die neue Orientierung angesprochen. Es ist nicht mehr die sakrale Pantheonidee, sondern die univer- sitäre Gedenkkultur in Italien, wo seit dem 14. Jahrhundert Erinnerungszeichen für Univer- sitätsangehörige, seien es Studenten oder Profes- soren, in den Universitätsgebäuden gesetzt wur- den.28 Im Palazzo Bo in Padua und im Palazzo dell’ Archiginnasio in Bologna – beides Orte, die Ferstel und Eitelberger besucht hatten – sind in den Arkadengängen eine Überfülle an Epita- phien für Professoren und Studenten erhalten bzw. wurden nach Kriegszerstörung rekonstru- iert. Mit der Orientierung an diesen italieni- schen Vorbildern ist deutlich gesagt, dass man keine vereinheitlichende Struktur einer Büsten- galerie wollte, wie sie etwa in der Regensbur- ger Walhalla vorgegeben ist. Laut Senatsproto- koll sei es […] ratsam, kein Zukunftsprogramm auszu- arbeiten, vielmehr von Fall zu Fall das Erforderli- che zu erörtern und festzustellen, damit auf diesem Wege von einer eintönigen Regelmäßigkeit Um- gang genomen [sic] und sukzessive die Ausschmü- ckung der Felder der Arkaden je nach Beschaffen- heit der herzustellenden Denkmäler vor sich gehe […].29 Der Walhalla vergleichbar ist aber die Idee eines in die Zukunft gerichteten Konzepts. Der Arkadenhof ist kein abgeschlossenes Denkmal, das nur längst verstorbene Geistesheroen würdigt, sondern soll allen, die hier täglich den Geisteshe- roen begegnen, Anreiz sein, durch Leistung auch einmal hier verewigt zu werden. Der zweite Ort, der im Senatsprotokoll an- gesprochen wird, ist der Campo Santo in Pi- sa, der eine Fülle an Gelehrtendenkmälern ent- hält, u. a. für Francesco Algarotti. Hier verleiht die Bindung des Denkmals an die Grabstätte im Kontext eines kreuzgangähnlichen Raumes dem Ensemble wiederum sakralen Charakter. Der arkadierte Bogengang diente im 19. Jahr- hundert als Vorbild für Friedhofsarchitektur. So ruhen der Pathologe Carl von Rokitansky († 1878) und der Dermatologe Ferdinand Heb- ra († 1880), die beide im Arkadenhof durch ein Büstendenkmal vertreten sind, unter den neu- gotischen Arkaden des Hernalser Friedhofs.30 An einigen Denkmälern wird in der Ädikula- form die Verwandtschaft zwischen Grabmal und Denkmal deutlich. Mehrfach findet man diesel- be Porträtdarstellung des Geehrten am Grabmal und am Denkmal. Wenn heute angesichts der Abb. 5: Wien, Haus der Ärzte (Billroth-Haus), Sitzungs- saal, 1891–1893. ingeborg schemper-sparholz18 26 A. Beyer, Das Haus der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Billroth-Haus. Eine Untersuchung zur Baugeschichte und Ausstattung, MA-Arbeit Kunstgeschichte, Universität Wien 2016. 27 Senatsprotokoll UAW S. 87.1., 7. 6. 1887. 28 Vgl. den Beitrag von A .Mampieri in diesem Band. 29 Senatsprotokoll UAW S. 87.1, 7. 6. 1887. 30 Die Arkadengrüfte am Wiener Zentralfriedhof (1879–1881) wurden von geadelten großbürgerlichen Familien fi- nanziert. Als einziger Professor ist daher der Augenarzt Ludwig Mauthner aus der Wiener Industriellenfamilie dort bestattet. Seine Büste im Arkadenhof schuf Rudolf Weyr 1899. Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Title
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Editor
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Size
18.5 x 26.0 cm
Pages
428
Keywords
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Categories
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