Page - 21 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Image of the Page - 21 -
Text of the Page - 21 -
1769 begleitet und ihn beim Besuch der Univer-
sität Pavia auf die Bedürfnisse der medizinischen
Lehre und Forschung hingewiesen hatte. Die in
Folge errichtete militärchirurgische Anstalt Jo-
sephinum in Wien war ein Musterprojekt, das
wiederum für Pavia vorbildhaft war, als Anto-
nio Scarpa das anatomische Theater neu errich-
tete. Der Architekt Leopold Pollack übernahm
nach Empfehlung aus Wien das Konzept eines
hemizyklisch ansteigenden Auditoriums und ei-
ner durchlichteten Fensterwand mit Porträts be-
rühmter Anatomen. Der Raum wurde unter
Napoleon neu dekoriert. 1950 ließ der Althisto-
riker und Rektor Plinio Fraccaro in den Nischen
des Hemizykels auf einheitlichen Sockeln eine
Büstenreihe installieren, die auch ältere Porträt-
plastiken aufnahm. Darunter befinden sich die
Marmorbildnisse von Brambilla und Johann Pe-
ter Frank, deren Sockel mit den erklärenden la-
teinischen Inschriften irrtümlich vertauscht sind
(Abb. 10).34 Die Büste Brambillas, eine Stiftung
von Joseph II. wurde 1789 aus Wien nach Pa-
via gesendet. Die im Stil des idealisierenden rö-
mischen Frühklassizismus konzipierte Skulptur
ist signiert mit Franz Anton Zauner fecit Vienna
1789, ist also ein kaum bekanntes Werk des wich-
tigsten Bildhauers des Klassizismus in Wien.35
die umsetzung der idee. ein ensemble entsteht: ferstel/
köchlin, carl könig, zumbusch, tilgner, kundmann
und das professorenkollegium – kräftemessen der
fakultäten
Am 8. Mai 1885 – ein Jahr nach Ferstels Tod –
wurde vom Senat die Artistische Kommission
eingesetzt, deren Aufgabe es sein sollte, als se-
parates Gremium den Senat bei der Ausschmü- ckung des Universitätsgebäudes, also auch des
Arkadenhofes, zu beraten. Zu den Professo-
ren unter dem Vorsitz des Strafrechtlers Wil-
helm Emil Wahlberg gehörten als Beiräte auch
Abb. 10: Franz Anton Zauner, Denkmalbüste für Alessan-
dro Brambilla, Marmor, 1789, Pavia, Universität, Anato-
misches Theater (Sockel zugehörig zum Denkmal für J. P.
Frank). Der ArkADenhof im hAuptgebäuDe Der universität Wien 21
34 Erba, Il Cortile di Medici (zit. Anm. 33), S. 152–153, 168–169.
35 I. Schemper-Sparholz, Ge(l)ehrte Köpfe, Zu den Anfängen ehrenhalber aufgestellter Büsten in Wien, in: Blick-
wechsel. Die Bildnisbüste in der Epoche der Aufklärung, Wissenschaftlicher Beiband zum Anzeiger des Germani-
schen Nationalmuseums (hrsg. von M. Kammel), in Druck.
back to the
book Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa"
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken