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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Glauben schenken.40 Nicht zu vereinbaren mit diesem Bild ist auch die Behauptung Böckhs, dass das Porträt Jacquins im Consistorialsaal ein Bild von Johann Baptist Lampi sei.41 Ein außergewöhnliches Huldigungsbild an Nikolaus von Jacquin wurde im Festsaal der Uni- versität bei einer Feier des 4. Todestages des Wis- senschaftlers 1821 ausgestellt (Abb. 6) und 1822 vollendet. Es stammt vom Blumen- und Tier- maler Johann Knapp (1778–1833) und war bei seiner Entstehung viel beachtet. In Hormayrs Archiv wurde es mit besonderer Aufmerksam- keit beschrieben,42 und der Maler wird lobend von Franz Heinrich Böckh genannt.43 Auch der Bamberger Bibliothekar Joachim Heinrich Jäck, der gerade in Wien anwesend war, erwähnt es in seiner Reisebeschreibung.44 Das Bild blieb aber nicht in der Universität, aus dem Nachlass des Künstlers kam es 1835 in die kaiserliche Gemäl- degalerie. Heute hängt es im Oberen Belvede- re in der ständigen Exposition von Werken der österreichischen Künstler des 19. Jahrhunderts.45 Das Bild von Knapp ist ein kunstvoll ar- rangiertes überdimensionales Stillleben und ei- ne botanische Illustration zugleich.46 Auf einem viereckigen Steinsockel, quasi einem Piedestal, steht hier eine große Vase mit Blumen. Sie sind genau wiedergegeben und stellen alle 24 Gattun- gen des Linné’schen Systems dar. Seitlich sieht man in einer Wandnische die Urne Carl von Lin- nés – ein Hinweis darauf, dass sich Jacquin für diesen damals noch umstrittenen Forscher sehr eingesetzt hat und daher von Zeitgenossen auch „österreichischer Linné“ genannt wurde. Am Piedestal sieht man ein Relief mit der Büste Jac- quins. Sie ist umgeben von Putti, die sie bekrän- zen oder verschiedene Geräte in den Händen halten. Sie symbolisieren die vielen Interessen Jacquins. Um das Piedestal liegen verschiedene Früchte und Muscheln, man sieht einen Papagei und ein Äffchen, ein Glas mit Fischen – Anspie- lung an die große fünfjährige Forschungsreise Jacquins in die Karibik in den Jahren 1755–1759. Das Bild ist nicht nur eine Hommage an Niko- laus von Jacquin als Forscher, sondern auch als wichtigen Anreger für die Entwicklung der wis- senschaftlichen botanischen Illustration.47 Das Porträt Jacquins, das man auf dem So- ckel sieht, folgt dem Bildnis von Füger, das Knapp wohl vom grafischen Blatt Kiningers ge- kannt hat. Viele weitere Jahre ist dieses Bild die populärste Darstellung von Nikolaus von Jac- quin geblieben, und zuletzt lieferte es auch das Vorbild für Leopold Schrödl, der 1905 dessen Büste für die Arkaden der Universität geschaf- fen hat (Abb. 7).48 Von Bedeutung für die Be- wahrung der Erscheinung Nikolaus von Jacquins war parallel dazu weiterhin auch die Büste, die sich heute auf dem Schloss Kačina befindet. Aus dem Familienbesitz kam 1887 ein patinier- Die Anfänge Der gelehrtenehrung An Der Wiener universität 43 41 Böckh (zit. Anm. 10), S. 333. 42 Johann Baptist Rupprecht, Jacquins Denkmal durch den Blumenmaler Knapp. Aus: Wanderung durch die Ateliers hiesiger Künstler, in: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Jg. 12, Wien 1821. Abgedruckt in: Johann Knapp, Jacquins Denkmal (Bildheft 1 der Östereichischen Galerie), Wien 1976, S. 5–13. 43 Böckh (zit. Anm. 10), S. 334. 44 Wien und dessen Umgebungen beschrieben vom Bibliothekar Jäck aus Bamberg, in: Reise nach Wien, Triest, Vene- dig, Verona und Innsbruck unternommen im Sommer und Herbste 1821 von Jäck und Heller, Weimar 1822, S. 189. 45 Öl auf Leinwand, 216,7 x 163 cm. Wien, Belvedere, Inv.-Nr. 3631. 46 G. Frodl, Der Wiener Blumenmaler Johann Knapp und die botanische Illustration seiner Zeit, in: Johann Knapp, Jacquins Denkmal (zit. Anm. 42), S. 30–50. 47 Siehe dazu: M. Petz-Grabenbauer, Zu Leben und Werk von Nicolaus Joseph Freiherr von Jacquin, in: Wiener Geschichtsblätter, Jg. 50, 1995, H. 3, S. 140–144. 48 T. Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien/Köln/Wei- mar 2007, S. 16, 47, Nr. 35, mit Abb. 49 F. v. Hauer, Jahresbericht für 1887, in: Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums, Bd. III, 1888, S. 82. Zu-
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Title
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Editor
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Size
18.5 x 26.0 cm
Pages
428
Keywords
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Categories
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