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ten und die Signatur des Künstlers auf.44 Hartig
dürfte bei seiner Gestaltung des Porträtmedail-
lons für den Arkadenhof das Wachs- oder Gips-
modell der Medaille zur Vorlage genommen
haben, wie dies auch schon bei Kaspar von Zum-
busch der Fall war. Beide Porträts weisen diesel-
ben individuellen physiognomischen Merkma-
le in der Darstellung des Dermatologen auf, wie
an dem längeren Vollbart, dem zurückgekämm-
ten Haar und der Modellierung des Gesichts zu
erkennen ist. Der knappe Halsabschnitt und die
Silhouette sind in beiden Bronzearbeiten ident und unterstützen die Annahme, dass hier von
ein- und demselben Modell ausgegangen wur-
de. Geht man weiters davon aus, dass auch hier
die Medaille einem breiteren Publikum bekannt
war, so erhöht sich der Wiedererkennungswert
des Medaillonporträts im Denkmal damit deut-
lich.
Ein weiteres Werk von Arnold Hartig ist
das Denkmal für den Anatomen und Medizin-
Nobelpreisträger Karl Landsteiner (1868–1943)
(Abb. 10). Er studierte Medizin in Wien und
promovierte im Jahr 1891. Danach arbeitete er an
mehreren Instituten, etwa bei Max Gruber (Hy-
giene) und Anton Weichselbaum (Pathologie) an
der II. medizinischen und I. chirurgischen Klinik
in Wien. Er habilitierte sich 1903 für Pathologie
in Wien und wurde 1911 zum außerordentlichen
Professor ernannt.45 1919 ging Landsteiner in die
Niederlande und wurde 1922 an das Rockefel-
ler-Institut in New York berufen. Dort war er
bis zu seinem Tod im Jahr 1943 tätig. Für seine
Verdienste im Bereich der Serologie und Immu-
nologie – Landsteiner entdeckte das Blutgrup-
pensystem AB0, mit dem er sich bereits 1900 als
Assistent am pathologisch-anatomischen Institut
in Wien befasste – wurde ihm am 10. Dezem-
ber 1930 der Nobelpreis für Medizin verliehen.46
Damit wurde ihm die höchste Auszeichnung für
seine Forschungstätigkeit zuteil. Auf dem Zwei-
ten Österreichischen Medizinischen Kongress in
Salzburg 1948 erinnerte man an die Verdienste
Landsteiners und am 30. August 1951 wurde eine
Inschriftentafel aus Stein im Wilhelminenspital
in Wien zu Ehren Landsteiners enthüllt.47 Das
auf Antrag des Dekans der medizinischen Fakul-
Abb. 11: Arnold Hartig, Denkmal mit Porträtmedaillon
aus Bronze für Karl Landsteiner (1868–1943), 1961 enthüllt,
Arkadenhof der Universität Wien. andrea
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44 Vgl. Hölbling, Medaillen der Wissenschaft (zit. Anm. 2), Tafel 69, Abb. 207; Das Revers der Medaille ist leer. Vgl.
Prokisch: Nachlass Arnold Hartig im Museum Lauriacum (zit. Anm. 15), S. 34.
45 W. Gerabeck, Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin 2005, S. 822.
46 Landsteiner war seit 1922 am Rockefeller-Institut in New York tätig und nicht mehr in Wien. Der Vorschlag an das
Nobelpreis-Komitee kam von Julius Wagner-Jauregg, der selbst 1927 den Nobelpreis für Malariatherapie bei pro-
gressiver Paralyse erhalten hatte. Siehe P. Speiser/F. G. Smekal (Hg.), Karl Landsteiner. Entdecker der Blutgruppen
und Pionier der Immunologie, Biographie eines Nobelpreisträgers aus der Wiener Medizinischen Schule, mit 126
Abbildungen, 2. Aufl., Wien 1975, S. 72.
47 Siehe Speiser/Smekal, Karl Landsteiner. Entdecker der Blutgruppen (zit. Anm. 46), S. 88, Abb. 60.
Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken