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In der konstituierenden Versammlung des
Denkmalkomitees am 2. Jänner 1889 um 4 Uhr
Nachmittag im Professorensaal der philosophi-
schen Fakultät nahmen Vertreter der Wiener
Universität (der Archäologe Otto Benndorf, der
Althistoriker Eugen Bormann, der Jurist Adolf
Exner, der Philosoph Theodor Gomperz, die
Philologen Wilhelm von Hartel, Emanuel Hoff-
mann und Karl Schenkl, der Slawist Franz von
Miklosich, der Geologe Eduard Suess und der
Theologe Hermann Zschokke), des k. k. Minis-
teriums für Cultus und Unterricht (Sektionschef
Graf Vincenz Baillet-Latour und die Ministeri-
alräte Benno von David und Erich Wolf), der
Akademie der Wissenschaften (Präsident Alfred
von Arneth), der Akademie der bildenden Küns-
te (Josef Mathias Trenkwald) und der österreichi-
schen Gymnasien (Alois von Egger-Möllwald,
Pius Knöll, Victor Langhans) teil. Karl Köchlin
war als künstlerischer Berater anwesend. Zum
Obmann der Denkmalkommission wählte man
den emeritierten Professor für slawische Philolo-
gie, zweimaligen Dekan und Rektor der Univer-
sität Wien 1853/54, Franz Ritter von Miklosich.
Von Anfang an war geplant, ein gemeinsa-
mes Denkmal für die drei Männer zu schaffen, die
das jetzige Unterrichtswesen begründet haben, dies-
seits wie auch jenseits der Leitha, aufgestellt in der
Wiener Universität. Da die Mittel für derartige
Denkmäler an sich von den Komitees selbst auf-
zubringen waren,6 plante man zuerst drei Büs-
ten oder Medaillons mit einer verbindenden
Inschrift. Doch nachdem Graf Latour in Vertre-
tung des Ministeriums die Erklärung abgegeben
hatte, der Minister hätte großes persönliches In-
teresse an dem Denkmal bekundet und legt Ge-
wicht darauf, daß es in würdigster Weise zu Stande
komme, und überdies unter allgemeinem Beifall kundtat, das Ministerium würde die gesamten
Kosten für das Denkmal übernehmen, war von
so einem der Form nach bescheidenen Denkmal
aus drei Büsten keine Rede mehr.
Für weitere Beratungen wurde noch in der
konstituierenden Sitzung aus dem Kreis des gro-
ßen Denkmalkomitee ein engeres „artistisches
Comité“ gewählt – bestehend aus Miklosich
(Praeses), Arneth, Latour, Benndorf, Egger, Ex-
ner, Hartl, Schenkl und Trenkwald.7
Unmittelbar nach Schluss der konstituieren-
den Versammlung trat das „artistische Comité“
zusammen, das auf Antrag von Latour von ei-
nem künstlerischen Beirat unterstützt werden
sollte, nämlich dem Bildhauer Kaspar von Zum-
busch und dem Architekten Karl Köchlin. Beide
keine Unbekannten: Zumbusch hatte sich durch
das Beethoven-Denkmal und das Denkmal für
Maria Theresia in Wien einen Namen gemacht,
und Köchlin war Mitarbeiter Heinrich Ferstels
und nach dessen Tod mit der Bauleitung und
Fertigstellung des Neubaus der Universität be-
traut.
Dieses engere Comité beschloss, keine Kon-
kurrenz auszuschreiben. Ob ein, zwei oder gar
mehrere Künstler gemeinsam das Denkmal aus-
führen sollten, war anfangs offen. Die Wahl fiel
schließlich auf einen Künstler, auf Carl Kund-
mann, den Schöpfer des Schubert-Denkmals,
mehrerer Statuen im Heeresgeschichtlichen
Museum und später Mitgestalter der Hofmu-
seen und des Burgtheaters. Das Denkmal sollte
nach Meinung des Ministeriums aus einer Statue
des Ministers und zwei Kolossalbüsten bestehen.
Die Gesamtkosten schätzte das Ministerium auf
15.000 Gulden. Notwendige Behelfe wären mög-
lichst sofort zu beschaffen, z. B. Bilder, Fotogra-
fien, eventuell Totenmasken, wie es eine von
Das Thun-ExnEr-BoniTz-DEnkmal im arkaDEnhof DEr univErsiTäT WiEn 91
der Universität Wien (UAW, AAK S 96/9). Das originale amtliche Dokument vom 19. Jänner 1890 befindet sich im
Österreichischen Staatsarchiv (ÖSTA, AVAFHKA, CUM, U-Präs. 122 ex 1890).
6 Th. Maisel, Gelehrte in Stein und Bronze. Die Denkmäler im Arkadenhof der Universität Wien, Wien u. a. 2007, S. 12.
7 S. dazu Protokoll I der Sitzung vom 2. Jänner 1889 (ÖSTA, AVAFHKA, CUM, U-Präs. 122 ex 1890, Beilage).
8 S. dazu Protokoll II a. und b. der Sitzung vom 2. Jänner 1889 (ÖSTA, AVAFHKA, CUM, U-Präs. 122 ex 1890, Bei-
lage).
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken