Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Chroniken
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Page - 92 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 92 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

Image of the Page - 92 -

Image of the Page - 92 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

Text of the Page - 92 -

Exner gab – von ihm muss damals auch schon ei- ne Büste existiert haben. Bei der Darstellung der Personen sollte die Zeit ihrer vollen Wirksamkeit […] in Betracht kommen, also etwa das Jahr 1850. Da sich das Comité bewusst war, dass der Aufstellungsort für die Form des Denkmals mit- entscheidend sei – Benndorf hatte in der Sitzung das Quarré bei der Stiege, die zur Bibliothek führt, vorgeschlagen –, wurde für den 6. Jänner 1889 eine Begehung festgesetzt, um einen geeigneten Platz für das Denkmal zu finden.8 Diese Begehung durch Miklosich, Exner, La- tour, Schenkl, Zumbusch und Köchlin – man traf sich um 1 Uhr Mittag vor dem Archaeo- logisch-Epigraphischen Seminar9 – ergab zwei Möglichkeiten: zum einen die linke, südwest- liche Ecke der Arkaden, wo sich eine in das Depot der Universitätsbibliothek führende Thüre befand. Falls das Denkmal hier versetzt würde, müsste diese Türe zugemauert werden, was aber prob- lemlos geschehen könne, da sie – laut Protokoll – weder für die Bibliothek noch für die Communi- cation überhaupt irgend einen Werth besitzt.10 Als zweiter möglicher Aufstellungsort kam die linke Seite des Atriums vor dem Festsaal auf der Sei- te der juridischen Fakultät in Frage. Für beide Plätze sollte Kundmann Skizzen entwerfen und sie der nächsten Sitzung des ‚artistischen Comi- tés‘ vorlegen, zu der der Künstler auch einzula- den sei.11 Diese fand am Himmelfahrtstag, den 30. Mai 1889, statt. Einige Tage zuvor hatte Kund- mann Benndorf sein Kommen zu dieser Sitzung mitgeteilt, musste gleichzeitig jedoch bemerken daß meine Angaben über Herstellungskosten noch nicht ganz genau sein können. Auch hatte er ange- kündigt, am 29. Mai seine ausgearbeiteten Skiz- zen zu Benndorf in die archäologische Samm- lung der Universität zu bringen.12 Offenbar war es ihm ein Anliegen, die Entwürfe vorher mit Benndorf durchzusprechen.13 In besagter Sitzung legte Kundmann zwei Skizzen vor, die den Akten leider nicht beilie- gen, aber die kursorischen Beschreibungen im Protokoll helfen uns, eine Vorstellung von ih- nen zu bekommen. Der Standbild-Entwurf zeig- te demnach in einem architektonischen Aufbau in der Mitte das Standbild des Grafen Thun, wäh- rend rechts und links zwei Hermen mit den Büsten von Exner und Bonitz angebracht sind. Die zweite Skizze stellte in einem Relief, das architektonisch umkleidet und im Giebel mit einer Figur der Wis- senschaft geschmückt ist, den Grafen Thun in sei- nem Bureau sitzend dar; rechts vor ihm steht Ex- ner im Begriffe einen Vortrag zu halten, links hinter ihm steht Bonitz dem Vortrage gespannt folgend. Kundmann erläuterte seine Ideen, die er mit diesen Entwürfen verfolgt hatte, und die Details der Ausführung. Hinsichtlich der Wahl zwischen beiden Entwürfen waren die Meinungen der Ko- miteemitglieder sehr geteilt. Trenkwald, Zum- busch und Köchlin stimmten sofort für die Re- liefskizze. Trenkwald meinte, das Relief zeige eine wärmere Auffassung und mehr Leben; die Idealfi- gur im Giebel rücke dasselbe schon aus der Sphäre des Genrehaften. Latour sprach sich dagegen für hubert d. szemethy92 9 Heute ist in diesen Räumlichkeiten das Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigra- phik untergebracht. 10 Im nördlichen Teil der Arkaden existiert eine vergleichbare Tür noch heute. 11 S. dazu Protokoll III der Begehung der Universität vom 6. Jänner 1889 (ÖSTA, AVAFHKA, CUM, U-Präs. 122 ex 1890, Beilage). 12 Brief Kundmanns aus Wien an Benndorf, 25. Mai 1889 (ÖNB, HAD: Autogr. 650/2-6). 13 Den Rat Benndorfs schätzten auch andere Künstler, z. B. Caspar von Zumbusch, der Benndorf um seine Meinung zum Entwurf für das Radetzky-Denkmal (Brief Zumbuschs aus Wien, 5. Oktober 1886 [ÖNB, HAD: Autogr. 666/4-10]; Postkarte Zumbuschs aus Wien, 26. Mai 1888 [ÖNB, HAD: Autogr. 666/4-17]) bzw. für das Glaser- Denkmal bat (Brief Zumbuschs aus Wien, 31. Oktober 1887 [ÖNB, HAD: Autogr. 666/4-15]). 14 Das Vorherige zusammengefasst nach Protokoll IV der Sitzung vom 30. Mai 1889 (ÖSTA, AVAFHKA, CUM, U- Präs. 122 ex 1890, Beilage). Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the  book Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa"
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Title
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Editor
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Size
18.5 x 26.0 cm
Pages
428
Keywords
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Categories
Geschichte Chroniken
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa