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Büsten nunmehr zu einem Set der berühmtesten
Studenten der Universität Leipzig erweitert wer-
den; wie die drei Büsten auch heute noch wahr-
genommen werden. Für diese These spricht der
Briefwechsel des Professors für Archäologie Franz
Studniczka, der die Büstenkommission beriet. Sei-
ne Skizzen von 1910 zeigen Überlegungen auf,59
nach welchen ein solches Ensemble zunächst in
die Seitenumgänge der Wandelhalle eingepasst
werden konnte: Goethe und Lessing sollten den
Eingang zum Senatssitzungssaal flankieren. Der
Leibnizkopf sollte nach Studniczka vorerst allein
[…] links neben der Gedenktafel vor der jetzt die
Königsstatue steht [aufgestellt werden] […] in Er-
wartung, dass ihnen bald ein Thomasius als Gegen-
büste gegeben wird.60
Doch zur Erweiterung des Ensembles kommt
es nicht mehr. Studniczka, Leiter der Archäologi-
schen Sammlung im Johanneum, lieferte die Be-
gründung: Da ich aber weiss, daß der Kunstkom- mission […] wenig daran liegt, die Leibnizbüste
um jeden Preis in der Wandelhalle zu halten, wäh-
rend im Paulinerhof die grosse Leibnizstatue prangt,
erlaube ich mir […] Möglichkeiten zu anderweiti-
ger würdiger Unterbringung der Leibnizbüste an-
zuführen.61 Hiernach schlug Studniczka unter an-
derem zur Kostenersparnis vor, den Leibnizkopf
in einen der Treppenaufgänge zu versetzen.
Zuvor kursierte immerhin der Vorschlag, die
Leibnizbüste wieder an ihren ursprünglichen Platz
in die Aula zu versetzen, doch hat sich die Ein-
richtung seit dem Umbau durch Arwed Roßbach
so stark gewandelt, dass die Monumentalbüste in
diesen streng bildthematisch bestimmten Rahmen
nicht mehr eingepasst werden konnte (Abb. 13).
Die Aufgaben der Bildhauerkunst, die Ehrenbüs-
ten und Denkmäler traten in der Aula in den Hin-
tergrund und somit zierte die Leibnizbüste eines
der Treppenhäuser der Wandelhalle kurz nach der
Fertigstellung des kolossalen Gemäldes von Max
silvia
schmitt-maass298
59 Quelle (zit. Anm. 53), Bl. 42, Bl. 50.
60 Ebenda, Bl. 39.
61 Ebenda, Bl. 41, Brief vom 1. Juni 1910.
Abb. 11: Leipzig, Wandelhalle der Universität Leipzig, Fotografie, um 1899 (?), Leipzig, Stadtge-
schichtliches Museum Leipzig.
Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken