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zum „Leibnizforum“ umbenannt ist, nun erneut
präsentiert. Gemeinsam mit den Büsten für Goe-
the und Lessing steht die kolossale Leibnizbüste auf hohen Sockeln in dem erst 2012 wieder eröff-
neten Neuen Augusteum (Abb. 14).
zusammenfassung
Im 18. Jahrhundert kam es in Leipzig nicht zu
einer Ehrung von Leibniz durch ein öffentliches
oder universitäres Denkmal, obschon Gottsched
dies propagiert hatte. Erscheint der Vorschlag zu
Gottscheds Zeiten wohl aufgrund des bürgerli-
chen Status des Gelehrten und aufgrund von fi-
nanziellen Schwierigkeiten als zu unbequem und
unpassend, wirkte Gottscheds Leibnizrezeption
auf die Bestückung der universitären Neubauten
mit Ensembles maßgeblich ein. 1846 wurde im
Augusteum mit königlicher Erlaubnis eine ko-
lossale Leibnizbüste als Denkmal im Raum mit
dem königlichen Standbild konfrontiert. An-
lass der universitären Einhegung war die Jubi-
läumsfeier zum 200. Geburtstag des Gelehrten
im Jahr 1846 und die Gründung der Sächsischen
Akademie der Wissenschaften. Die Kolossal-
büste nahm gegenüber der programmatischen
Ausstattung mit Professorenbüsten und Reliefs in Gegenüberstellung zum Modell des königli-
chen Denkmals eine Sonderstellung ein, da sie
anders als die Büsten im Arkadenhof der Uni-
versität Wien weniger einer humanistisch ori-
entierten Gelehrtenmemoria als einem goethe-
zeitlichen Geniekult entsprach. Zeitgleich liefen
Planungen für ein städtisches Leibniz-Monu-
ment. Weniger im Interesse eines Konzeptes der
Raumausstattung als im Interesse einer Vereh-
rung autoritärer Vorbilder fügten sich die Leib-
niz- und Goethebüsten 1866 zu einem Ensemble
der Aula, das den Geniekult weiterhin unter-
strich. Neu- und Umbauten durch Arwed Roß-
bach führten nach 1897 schließlich zur Zerle-
gung des additiven Programmes in der Aula des
Augusteums und leiteten in die Verdrängung na-
hezu aller Gelehrtenbildnisse in die Wandelhalle
über. Davon war auch das Leibniz-Goethe-En-
semble betroffen. Während die Kolossalbüsten
silvia
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Abb. 14: Leipzig, Foyer des Neuen Augusteums der Universität Leipzig, 2012, Fotografie, Leipzig,
Kunstbesitz der Universität Leipzig.
Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken