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Wand ließ laut Inschrift seine Witwe errichten.
Gegenüber wurden die vermutlich ebenfalls von
den Familien in Auftrag gegebenen Epitaphien
von Winckelmanns Nachfolgern, den Theologen
Justus Feuerborn (1587–1656) und Peter Haber-
korn (1604–1676), platziert.15 Die drei als Hoch-
reliefs aus farbig gefasstem Sandstein gearbeite-
ten Grabdenkmäler sind im Stil eines ländlichen
Barocks gehalten und untereinander sehr ähn-
lich, sodass das korporative Moment der Amts-
folge betont ist. Das Hauptfeld nimmt jeweils
die annähernd lebensgroße, plastisch hervortre-
tende und frontal erfasste Figur des Verstorbe-
nen ein, der offenbar den Bildnissen der Profes-
sorengalerie abgeschaute porträthafte Züge trägt
(Abb. 3 und 9) und in den üblichen schwarzen
Theologentalar („Luthertalar“) mit weißer Hals-
krause gekleidet ist. In den Händen hält er ein
Buch als Zeichen der Gelehrsamkeit, seitlich
des Kopfes sind Wappen angebracht. Der archi-
tektonische Rahmen ist mit unterschiedlichen
farbig gefassten Schmuckelementen versehen. Inschriften im Sockelbereich und der abschlie-
ßenden oberen Zone referieren Biografisches
und biblische Texte.
sigrid ruby
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calvinistischen Ausrichtung der Hochschule nach Gießen, wo er zunächst die Leitung des Gymnasiums und dann
die erste Professur für Theologie an der neuen Ludwigs-Universität übernahm. Winckelmann war in der Folge-
zeit mehrfach Rektor und wurde 1612 zudem Superintendent der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Er wurde am
16. 8. 1626 auf dem Gießener Kirchhof beigesetzt. Vgl. H. Haupt/G. Lehnert, Chronik der Universität Gießen,
1607–1907, Gießen 1907, S. 102
15 Zu Justus Feuerborn vgl. H. Schüssler, Feuerborn, Justus, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S.
115. Zu Haberkorn, dem Nachfolger und Schwiegersohn Feuerborns, vgl. K. Dienst, Haberkorn, Peter, in: Neue
Deutsche Biographie, Bd. 7, Berlin 1966, S. 390–391.
Abb. 8: Johann Ebel, Totenkapelle, 1623–25, Gießen, Alter
Friedhof
Abb. 9: Adam und Philipp Franck (zugeschr.), Epitaph für
Johannes Winckelmann (1551–1626), nach 1626/1630er-Jah-
re, Sandstein, farbig gefasst, Gießen, Alter Friedhof, Kapelle.
Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken