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VON ALEXANDER VON HUMBOLDT BIS LISE MEITNER.
DENKMALSETZUNGEN VON 1883 BIS 2014 AN DER
BERLINER UNIVERSITÄT UNTER DEN LINDEN
Angelika Keune
Dem französischen Historiker Pierre Gaxotte
wird der Ausspruch nachgesagt, dass Denk-
mäler die Lesezeichen der Geschichte seien. Plas-
tisch, im wahrsten Sinne des Wortes, erzählen
sie uns anhand ihrer Entstehungsgeschichte, der
Biografie des Geehrten, seiner Leistungen und
Erfolge und ebenso durch die Kunstfertigkeit
des Künstlers, seiner Formen- und Bildsprache,
von vergangenen Zeiten – und von deren Ge-
stalter. Die Humboldt-Universität hat gegenwär-
tig zehn Denkmäler und neun von ihnen zeigen
Männer, Wissenschaftler, die ihre Fachdisziplin
nachdrücklich bestimmten, sie oftmals begrün-
deten und sowohl innerhalb als auch außerhalb
der Universität historische Entwicklungen maß-
geblich beeinflussten. Dargestellt wurden sie von
erfolgreichen Bildhauern ihrer Zeit.
Seit dem Sommer 2014 ist die Humboldt-
Universität jedoch auch im Besitz eines Denk-
mals für eine Wissenschaftlerin, die Kernphy-
sikerin Lise Meitner, eine der renommiertesten
Naturwissenschaftlerinnen des 20. Jahrhun-
derts (Abb. 1). Es ist damit das erste vollfigurige
Denkmal in Deutschland für eine Wissenschaft-
lerin, und geschaffen wurde es ebenfalls von ei-
ner Frau, der Berliner Bildhauerin Anna Franzis-
ka Schwarzbach.
Es gibt keine tiefgreifenden und langfristigen
gesellschaftlichen Veränderungen ohne gute Vor-
bilder. Für Generationen von Wissenschaftlern
waren Alexander und Wilhelm von Humboldt, Hermann von Helmholtz, Theodor Mommsen
und Max Planck als bedeutende Gelehrte solche
Vorbilder. Sie wurden nicht nur mit Preisen ge-
ehrt, sondern auch mit Ölporträts, Büsten und
Denkmälern. Frauen haben in Deutschland erst
seit Anfang des 20. Jahrhunderts, spätestens seit
1908 mit ihrer Zulassung zum Studium in Preu-
Abb. 1: Lise Meitner (1878–1968), Foto, Dreißigerjahre.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Title
- Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
- Editor
- Ingeborg Schemper-Sparholz
- Martin Engel
- Andrea Mayr
- Julia Rüdiger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- WIEN · KÖLN · WEIMAR
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20147-2
- Size
- 18.5 x 26.0 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
- Categories
- Geschichte Chroniken