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sichHirschäußerst feindseligundablehnendgegenüberEnsemblesundKünst-
ler*innenausBudapestgeäußert;nunnahmenihmseineWienerKolleg*innen
dieschnelleMeinungsänderungübel.DennochfolgteunterdenWienerSpiel-
stättenbetreiber*inneneineheftigeDiskussion,die inWiensmedialerRezepti-
onals„Volkssängerkrieg“betiteltwurde.96Aberauchhierbekanntensich90
ProzentderWienerVolkssänger*innenunverzüglichgegenRestriktionenfür
Gastkünstler*innen.97
DieKooperationderBudapesterundWienerVereinebestandweiter.1918
wurdeschließlichdie InternationaleArtistenOrganisationgegründet,deren
HauptzweckdieVerbesserungderwirtschaftlichenundsozialenStellungder
Artist*innen war. Arnold Bralah gründete denVerein, Ferdinand Leopol-
di (1886–1944)undJosefKollerwarenGründungsmitglieder.98MitdemSitz in
derPraterstraße–demHerzenderWienerundinternationalenArtistenszene
–wardieserder„Sammelpunkt“derArtisten.99
DasamerikanischePendantwardieAssociationofTravelingVaudevilleMa-
nagers, derSamScribner (1858–1941)vorstandunddiealljährlichmehrere
Versammlungenabhielt.100DieseVereinigungreisenderKünstleragent*innen
bemühte sich,Lithographien fürManuskriptekostengünstigbereitzustellen
undzwischenEtbalissementbetreibendenundKünstler*innenzuvermitteln.101
FürdiereisendenSchauspieler*innenundArtist*innenwarendiesogenannten
Circuitsverantwortlich.SiewarenZusammenschlüssemehrererTheaterunter
einemManager. SobotenverschiedeneSpielstättendenArtist*innenEnga-
gements fürnichtnurwenigeTage, sondernüber einen längerenZeitraum.
„[D]urchsorgfältigesVorbereitenderReiseroutenunnützeweiteReisenvon
einemEngagementinsanderezuverhindern“,102wardasBestrebenderCircuits.
SolcheVereinigungenermöglichtenlängerfristigeEngagementsvonbiszuzwei
JahrenundbeigutenGagenundgestalteten somitdieMigrationnachUSA
alsattraktiv.Das funktionierte sogut,dassKünstler*innendersogenannten
96 Hödl,ZwischenWienerliedundDerkleineKohn,86–120.ObdieFoliesCapricewirklich
vorhatten,außerhalbvonSommergastspielen inWiensesshaftzuwerden,gehtausderBe-
richterstattung inBudapestnichthervor.
97 „DerVolkssängerkrieg“, IWE,26.5.1903,9.SieheaußerdemAusführungeninKapitel3.
98 Koller,DasWienerVolkssängertuminalterundneuerZeit,160.
99 Freiheit,15.9.1927,3.
100 NYC,24.6.1899,338.
101 NYC, 22.6.1899, 18. Sowie Inserat „Association of Travelling VarietyManagers“, NYC,
26.6.1897,276.
102 IAR, 10.8.1913, 5. Fürdie „big-time-variétés“wurde vonGagenbis zu3500Dollars pro
Wocheberichtet.Für„small-time-variétés“weniger, jedochebensovonWocheneinnahmen
vonbiszu23.000Dollars (beizweiSpielzeitenproTagaußerSonntagundEintrittspreisen
von25Cents).
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Title
- Auf die Tour!
- Subtitle
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Author
- Susanne Korbel
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Size
- 15.9 x 24.0 cm
- Pages
- 272
- Category
- Kunst und Kultur