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Die technische Realisierung der Leitdrahtvision und ihre bildliche Vermittlung
Populärwissenschaftliche Zeitschriften griffen diese Versuche mit einer pluralisierten
Bildstrategie auf, deren Rhetorik sich deutlich von den techno-utopischen Zeichnungen
absetzte. So berichtete Popular Science 1958 von einer Versuchsfahrt auf der GM-Test-
strecke ([20], S. 75 ff., 227). Das erste Foto zeigt eine junge Frau, die lachend das Steuer
eines automatischen Wagens loslässt und ihre Hände wie der „neue Mensch“ gen Himmel
hebt (s. Abb. 3.6).
Durch die Verwendung dieses ikonischen Motivs, das Sperrys freihändige Präsentation
des Autopiloten im Juni 1914 zitiert und bis heute immer wieder im Kontext fahrerloser
Automobile auftaucht, lässt sich das Foto eindeutig dem Wunderbaren zuordnen. Die nach
oben gestreckten Hände ähneln dem Orantengestus, mit dem der Betende um göttliche
Gnade bittet.
Dieser bildliche Bezug zum Numinosen wird durch zwei dem Profanen zugehörige
Fotografien geerdet: Sie zeigen erstens Bauarbeiter, die ein FĂĽhrungskabel in einer StraĂźe
verlegen, zweitens das Bild eines Steuerungscomputers. Die Fotografien sollen beglaubi-
gen, dass selbst gesteuerte Autos real existieren, und setzen sich damit von der utopischen
Bildästhetik ab.
Im selben Jahr (1958) stellte GM die Studie Firebird III vor, die kein Lenkrad mehr
besaĂź. In der Mittelkonsole befand sich ein Joystick (Unicontrol), der alle Fahrfunktionen
– Beschleunigen, Bremsen, Lenken – vereinte. Die Leitkabelvision wurde unverändert
ĂĽbernommen.
Abb. 3.6 Automatisches
Fahren auf einer GM-Test-
strecke 1958 ([20], S. 75)
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung