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Wechselwirkung Mensch und autonomer
Agent106
Wegfall von Rückmeldungen (z. B. taktile Reize vom Lenkrad), der mangelnden Transpa-
renz der Automation und dem komplexitätsbedingten mangelnden Systemverständnis. Aus
kognitionspsychologischer Sicht fehlen den Menschen die entsprechenden mentalen Mo-
delle (d. h. Wissens- und Fertigkeitsstrukturen), um die Funktionsweise der Automation zu
verstehen [12].
Infolge der negativen Erfahrungen aus den technikzentrierten Gestaltungsansätzen
kam es zu einem Umdenken in der Systemgestaltung. Unter dem Primat, den Menschen
in-the-loop zu halten, indem Kontrollierbarkeit, Transparenz und Vorhersagbarkeit gewähr-
leistet werden, hat sich das Konzept der menschzentrierten Automatisierung als zentrales
Gestaltungsprinzip automatisierter Systeme weitgehend durchgesetzt (vgl. z. B. [13,14]).
Grundlegende Prämisse dabei ist, dass der Mensch unabhängig vom Grad der Automa-
tisierung die letztendliche Verantwortung für das Gesamtsystem trägt. Mensch und Ma-
schine werden in diesem Kontext metaphorisch als Kooperationspartner betrachtet [15].
Gestaltungskonzepte der adaptiven Automation denken diesen Aspekt noch weiter und
weisen Funktionen zwischen Mensch und Maschine dynamisch in Abhängigkeit situativer
Erfordernisse zu [16]. Umfangreiche Forschungen zu der Anwendung dieser Designstrate-
gien haben die Vorteile, aber auch die damit verbundenen Schwierigkeiten und zukünftigen
Herausforderungen verdeutlicht (vgl. z. B. [17]).
Die steigende Komplexität und Autonomie sozio-technischer Systeme stellt jedoch die
Sinnhaftigkeit des Primats menschlicher Verantwortung und Kontrolle infrage und wirft
gleichzeitig für bestehende Konzepte das Problem auf, die Interaktion zweier autonom
entscheidender Systemelemente – Mensch und Maschine – konfliktfrei zu gestalten [18,19].
Der menschzentrierte Gestaltungsansatz bedarf folglich einer weiterreichenden Weiterent-
wicklung oder Erneuerung [20], die gegebenenfalls erst durch eine breite gesellschaftliche
Diskussion zu grundlegenden Fragen hinsichtlich der erwünschten Rolle der Automation
im Lebensalltag beantwortet werden kann [21]. Nutzungskontexte und -häufigkeiten sowie
die Kompetenzen und Expertise der Nutzer variieren jedoch über die unterschiedlichen
Domänen erheblich, sodass für den Fahrzeugbereich spezifische Gestaltungskonzepte be-
nötigt werden, die der Heterogenität der Autofahrer gerecht werden.
6.2.2 Automation im Auto
Auch im Fahrzeugbereich schreitet der Rollenwandel des Menschen vom aktiven Opera-
teur hin zum passiven Überwacher des Systems immer weiter voran. Die mediale Bericht-
erstattung zum Thema autonomes Fahren vermittelt den Eindruck, dass bereits in naher
Zukunft fahrerlose Fahrzeuge die Sicherheit auf unseren Straßen verbessern werden (vgl.
z. B. [22]). Obgleich bereits heute einzelne Funktionen in Fahrzeugen durch automati-
sierte Systeme wie z. B. den Abstandsregeltempomat übernommen werden, wird die
Technologie jedoch in absehbarer Zeit nicht ohne die Verfügbarkeit des Menschen aus-
kommen, der weiterhin Kontrollfunktionen und strategische Entscheidungen übernehmen
wird [23].
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung