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Mentale Modelle autonomen Fahrens
flusst werden [57, 58, 59]. Einstellungen und Entscheidungen sind nicht beliebig durch die
Bereitstellungen von Informationen veränderbar. Vielmehr werden neue Informationen
selektiv aufgenommen und verarbeitet, sodass sie im Einklang mit den bestehenden
Wünschen, Erwartungen und Zielen – den mentalen Modellen der Menschen – stehen [60].
FĂĽr den Erfolg einer Innovation ist es folglich entscheidend, dass nicht nur deren kognitive
Wahrnehmungen und Bewertungen in bestehende mentale Modelle integrierbar, sondern
auch emotional anschlussfähig sind [61, 62].
Neben einer Vielzahl von Studien zu den technischen, rechtlichen und kognitiven
Aspekten der Automatisierung von Fahrzeugen existieren bislang nur wenige Untersuchun-
gen, die sich mit den Präferenzen und Erwartungen potenzieller Nutzer auseinandersetzen.
In der bislang größten repräsentativen internationalen Erhebung zu dem Thema [63] stan-
den insbesondere die Akzeptanz und Nutzungsbereitschaft automatisierter Fahrzeuge im
Fokus des Interesses. Die Ergebnisse zeigen fĂĽr Deutschland, dass automatisierte Fahr-
zeuge mehrheitlich als nützlicher technischer Fortschritt erachtet werden. Dagegen äußert
gleichzeitig die Hälfte der Teilnehmer Angst gegenüber dem automatisierten Fahren und
bezweifelt, dass die Technologie zuverlässig funktionieren wird. Im Vergleich mehrerer
Nutzungsszenarien werden insbesondere lange Autobahnfahrten als bevorzugte Einsatz-
möglichkeit des autonomen Fahrens genannt. Interessanterweise finden die Autoren einen
positiven Zusammenhang zwischen der Akzeptanz von Fahrerassistenzsystemen und der
Akzeptanz gegenüber dem automatisierten Fahren. Eine mögliche Erklärung dafür könnte
sein, dass die Ausbildung geeigneter mentaler Modelle zu den Eigenschaften teilautoma-
tisierter Systeme auch das Akzeptanzniveau für höhere Automatisierungsstufen positiv
beeinflussen (vgl. [34]).
Welche Einstellungen sowie kognitiven und emotionalen Repräsentationen der Akzeptanz
oder Ablehnung automatisierter Fahrzeuge zugrunde liegen, ist bislang unbekannt. In Ergän-
zung zu den oben dargelegten kognitionspsychologischen Anforderungen an die Gestaltung
der Mensch-Maschine-Interaktion stellen diese jedoch eine wichtige Voraussetzung fĂĽr das
Gelingen der Transformation im Verkehrssektor dar. Ziel der hier dargestellten repräsentati-
ven Onlinefragebogenstudie war es, ein differenziertes, teilweise exploratives Bild der Wahr-
nehmungen des autonomen Fahrens ĂĽber die in dem Projekt entwickelten Use-Cases hinweg
zu generieren. Der Fragebogen wurde unter den folgenden Leitfragen entwickelt:
‡ „Mit welchen mentalen Modellen begegnen potenzielle Nutzer der neuen Rolle des
Fahrers im autonomen Fahrzeug?“
‡ „Welche automatisierten Elemente der Fahrzeugsteuerung sind am ehesten an die
mentalen Modelle der Nutzer anschlussfähig?“
‡ „Welche Kontrollfunktionen und Interventionsmöglichkeiten des Fahrers erwarten
potenzielle Nutzer im autonomen Fahrzeug bzw. können die Akzeptanz des Innova-
tionsfeldes steigern?“
‡ „Welche Erlebnis- und Gestaltungselemente in automatisierten Fahrzeugen können
bisherige Repräsentationen zur Rolle des Fahrers substituieren und somit die Akzep-
tanz des Innovationsfeldes steigern?“
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung