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Kommunikationsprobleme zwischen autonomen Fahrzeugen und menschlichen
Fahrern130
7.3.1 Schematismenbildung
Bei der Schematismenbildung wird aufgrund von bestimmten Eigenschaften eines Ver-
kehrsteilnehmers auf dessen Verhalten geschlossen. Beispielsweise wird sich eine ältere
Person mit Mobilitätsproblemen anders verhalten als ein Kind. Dem Fahrer eines Sportwa-
gens unterstellt man ein anderes Fahrverhalten als dem Fahrer einer großen Limousine.
Diese Schematismen treffen im Fahralltag natürlich nicht immer zu. Sie funktionieren al-
lerdings im Prinzip und helfen, das Gesamtsystem Verkehr zu stabilisieren.
7.3.2 Vorwegnehmendes Handeln
Durch kleine Handlungsschritte ist die Richtung des eigenen Verhaltens für andere Ver-
kehrsteilnehmer frühzeitig erkennbar. Beispiele: Nähert sich ein Fahrzeug dem linken
Fahrstreifen (ohne den Blinker zu setzen), so deutet dies auf einen beabsichtigen Spurwech-
sel hin. Geht ein Fußgänger zielstrebig auf einen Zebrastreifen zu, so wird der Autofahrer
annehmen, dass er die Straße an dieser Stelle überqueren will.
7.3.3 Nonverbale Kommunikation
Bei den informellen Kommunikationskanälen spielt die nonverbale Kommunikation vor
allem in sogenannten Verhandlungssituationen eine Rolle. Nonverbale Kommunikation ist
als Verständigungsform sicher die älteste Form der Verständigung zwischen Lebewesen.
Wissenschaftlich hat sich schon Charles Darwin im Jahr 1874 in seinem Buch Der Aus-
druck der Gemüthsbewegungen beim Menschen und den Thieren [5] mit nonverbaler
Kommunikation beschäftigt. Wie subtil nonverbale Signale sind, ist aus einer alten Studie
von Pfungst [6] über den „klugen Hans“ bekannt, ein Pferd, das aufgrund unbewuss
ter
minimaler Signale seines Besitzers oder des Auditoriums „rechnen“ konnte. Die dafür
wichtige Erkenntnis lautet, dass nonverbale Signale auch unbewusst ausgesendet werden
und daher einer Analyse nicht immer leicht zugänglich sind.
Prinzipiell lassen sich nonverbale Signale in drei Bereiche einteilen:
Gesichtsausdruck und Augenkontakt,
Gesten und Körperbewegungen,
Stimme und Art des Ausdrucks.
Für den Anwendungsfall „Straßenverkehr“ sind nur Gesichtsausdruck/Augenkontakt und
Gesten/Körperbewegungen relevant und sollen daher weiter verfolgt werden.
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung