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Autonomes Fahren und
Stadtstruktur228
sehbare Probleme (Ressourcenknappheit, Umweltwandel) ĂĽberwinden wird. Die zentrale
Bedeutung technologischer Entwicklung wird auch im Szenario der endlosen Stadt be-
stätigt, allerdings aus der umgekehrten Perspektive. Dort wird das Fehlen von Innovation
als Erklärung für eine Reihe negativer Entwicklungen interpretiert. Dieses Szenario steht
in gewissem Sinne für eine denkbare Entwicklung in Städten des globalen Südens, in denen
die Steuerungskapazitäten des Staates als vergleichsweise gering eingestuft werden.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Daten erfolgt lediglich im Szenario
der hypermobilen Stadt. Probleme des Datenschutzes und der Sicherheit gelten dort im
Zielzeitraum um 2050 als gesellschaftlich akzeptiert, da die individuellen Vorteile der
Informations- und Kommunikationslösungen für die Teilhabe in sozialen Netzwerken und
im Arbeitsleben die Nachteile aus Sicht der Bevölkerung überwiegen.
11.3 Autonomes Fahren und Einfluss auf die Stadtstruktur
Die im vorherigen Abschnitt dargestellten Szenarien entwickeln eine Vorstellung davon, in
welcher Form das automatisierte Fahren in der Stadt der Zukunft als ein Bestandteil des
Verkehrssystems denkbar ist. Im Folgenden wird ein näherer Blick auf die möglichen Ver-
änderungen der Stadtstruktur gelegt, die sich in dem Zusammenhang ergeben: Wie ändern
sich Verteilung von Nutzungen, Dichte und Gestaltung städtischer Räume unter dem Ein-
fluss autonomen Fahrens?
Die genannten Szenarien zeigen, dass voneinander grundsätzlich unterscheidbare
Optionen denkbar sind. Zum einen beschreiben sie die Entwicklung eines autonomen Pri-
vatfahrzeugs, welches je nach Szenario „bordautonom“ durch einen Autopiloten gesteuert
wird oder durch Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation in den Verkehrsfluss eingebunden
ist. Zum anderen sehen die Szenarien das autonome Fahren als integrierten Teil des öffent-
lichen Verkehrsangebots. Es ist davon auszugehen, dass die Wirkungen auf die Stadtstruk-
tur abhängig von der Ausprägung des autonomen Verkehrssystems sehr unterschiedlich
sein dürften. Daher werden nachfolgend beide Ausprägungen einzeln behandelt.
11.3.1 Das autonome Privatfahrzeug
Diese Ausprägung beschreibt im Kern die Übertragung von Fahraufgaben auf Automaten
im unimodalen Individualverkehr. Sie greift Aspekte der in Kap. 2 dargestellten Anwen-
dungsfälle Autobahnpilot, Vollautomat mit Verfügbarkeitsfahrer und Valet-Parken auf.
Dieser Fall geht davon aus, dass die zukĂĽnftige Nutzung mit der heutigen Pkw-Nutzung
weitgehend übereinstimmt. Abgesehen von den veränderten Eigenschaften der einge-
setzten Technologie werden keine Veränderungen angenommen. Nach wie vor ist der Pkw
in individuellem Besitz. Es werden keine Annahmen zu Ă„nderungen des Modalwahl- und
Zielwahlverhaltens getroffen. Allerdings gibt es Ă„nderungen gegenĂĽber der derzeitigen
Nutzung des Fahrzeugs. Zum einen ermöglicht autonomes Fahren andere Aktivitäten wäh-
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
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