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Zusammenfassung und Ausblick
arbeitsplätze erheblich zu senken. Neben der Arbeitswelt könnten solche Fahrzeuge be-
sonders den Zugang zu Waren revolutionieren, da der Weg vom Wunsch nach Waren bis
zur physikalischen Auslieferung automatisierbar wird (s. Kap. 18). Modellversuche mit
Multi-Copter-„Drohnen“ zeichnen diesen Weg für leichte Güter schon vor. Durch den nicht
einholbaren Energieeffizienzvorteil von Radfahrzeugen wird die Nachfrage nach autono-
men Radfahrzeugen für die Auslieferung schwererer Güter sicherlich kommen.
13.8 Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassend lassen sich nach der Betrachtung der vier Use-Cases folgende drei
Schwerpunkte für Konzeptänderungen identifizieren:
Die Fahrzeit beim autonomen Fahren bindet niemanden mehr an die Fahraufgabe.
Dadurch entstehen Freiräume für die Nutzung dieser Zeit. Die unterschiedlichen Nutzungs-
ziele werden einen starken Einfluss auf den Innenraum und die Gestaltung der Mensch-
Maschine-Schnittstelle ausüben.
Die Entkopplung von der Fahraufgabe ermöglicht eine Veränderung der Ankopplung an
die Umgebung. Dies gilt sowohl für den haptischen Kanal zur Entkopplung von fahrbahn-
und fahrdynamikinduzierten Krafteinwirkungen auf die Insassen als auch für die visuelle
Entkopplung. Allerdings besteht hier der Vorbehalt wegen möglicher visuell-vestibularer
Konflikte, wie sie heute in Fahrsimulatoren zu beobachten sind. Diese werden erst dann
gelöst, wenn eine vollständige Entkopplung in beiden Welten erreicht wird, d. h. gar kein
visueller Eindruck von außen und keine Kraft auf die Insassen einwirken. Dies wäre nicht
nur sehr aufwendig für das Fahrwerk zu realisieren, sondern möglicherweise für die In-
sassen beängstigend.
Da autonomes Fahren immer über eine By-Wire-Stelleransteuerung erfolgt, kann von
einer sehr hohen Präzision der Bewegungssteuerung ausgegangen werden. Zum einen er-
möglicht dies neue Lenkkonzepte, möglicherweise auch gekoppelt mit Vorrichtungen zur
Kippsicherung bei Fahrzeugen mit einem zur alleinigen Kippsicherheit unzureichenden
Footprint, insbesondere wenn eine Steuerung durch den Menschen nicht mehr vorgesehen
ist. Andererseits ermöglicht diese Präzision die Kopplung an andere autonome, ebenso
präzise Fahrzeuge, um die Infrastruktur besser auszunutzen oder heute noch ausgefallen
anmutende Konzepte wie Car2Car-Stoffaustausch zu ermöglichen.
Mit Blick auf die Zukunft stellt sich die Frage, ob das autonome Fahren die Fahrzeug-
konzepte revolutionieren wird.
Die Automation treibt eine Revolution der Fahrzeugkonzepte nicht an. Zwar werden
manche Konzepte durch die Automatisierung weniger „benachteiligt“, die klassischen
Fahrzeugkonzepte wie vierrädrige Pkw werden jedoch voraussichtlich auch in der automa-
tisierten Straßenverkehrswelt dominieren. Für spezielle Nischeneinsatzbereiche ergeben
sich aber neue Möglichkeiten, nur wird die Attraktivität dieser Nischen eher durch spezi-
fische Regulierungen und Zugangsbeschränkungen getrieben als durch die Überlegenheit
des Konzepts für den allgemeinen motorisierten Individualverkehr.
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung