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67530.4
Einordnung in bisherige Risikodebatten
Die gesellschaftliche Risikowahrnehmung wird insbesondere stark davon abhängen,
wie das autonome Fahren eingeführt wird. Wenn dies auf dem Wege einer allmählichen
Automatisierung des Fahrens erfolgt, besteht durch die Möglichkeit eines allmählichen
Lernens aus den jeweils bisher gemachten Erfahrungen ein nur geringes Risiko einer
„Skandalisierung“ des autonomen Fahrens als Hochrisikotechnologie für Insassen oder
externe Betroffene. Schritte auf dem Weg zur weiteren Automatisierung wie Traffic Jam
Assist, automatisiertes Valet-Parken oder Automated Highway Cruising (s. Kap. 2), deren
Einführung in den nächsten Jahren erwartbar erscheint (s. Kap. 10), würden vermutlich
kaum eine erhöhte Risikobeobachtung erzeugen, weil sie auf dem inkrementellen Weg des
technischen Fortschritts als quasi natürliche Weiterentwicklungen erscheinen.
Anders z. B. als beim Einschalten eines Kernreaktors verläuft der Prozess der zu-
nehmenden Fahrerassistenz in Richtung auf mehr Automatisierung des Fahrens bislang
allmählich. Das Automatikgetriebe ist bereits einige Jahrzehnte alt, mit ASB, ESP und
Einparkhilfen sind wir vertraut, und weitere Schritte auf dem Weg zu einem immer stärker
assistierten Fahren sind in der Entwicklung. Eine inkrementelle Einführung erlaubt ein
Maximalmaß des Lernens und würde auch die allmähliche Adaptation etwa des Arbeits-
marktes oder der Anforderungen an Privatheit (s. Abschn. 30.3.6) erlauben.
In eher revolutionären Einführungsszenarien (s. Kap. 10) würden sich andere und wohl
auch größere Herausforderungen an die prospektive Analyse und die Wahrnehmung von
Risiken stellen. Die öffentliche Wahrnehmung würde dann besonders sensibel auf Unfälle
oder kritische Situationen reagieren, die Gefahr einer „Skandalisierung“ wäre größer,
und die Risikokonstellation „Investitionen“ (s. Abschn. 30.3.3) könnte sich für einzelne
Zulieferer oder Marken zu einem realen Problem entwickeln.
30.4 Einordnung in bisherige Risikodebatten
In Deutschland und anderen industrialisierten Ländern liegen umfangreiche Erfahrungen
mit Akzeptanz- und Risikodebatten aus mehreren Jahrzehnten vor. In diesem Abschnitt
sollen die Lehren aus diesen vergangenen Risikokommunikationen gezogen und auf das
autonome Fahren übertragen werden – insofern das aufgrund der sehr unterschiedlichen
Risikokonstellationen möglich ist.
30.4.1 Erfahrungen aus den großen Risikodebatten
Kernenergie
Die Risikokonstellation der Kernenergie bestand vor allem darin, dass auf der einen Seite
Entscheidende aus Politik und dann auch der Wirtschaft standen, unterstützt durch Exper-
tinnen und Experten aus den einschlägigen Natur- und Ingenieurwissenschaften. Auf der
anderen Seite befanden sich die Betroffenen, vor allem Anwohner an den Standorten für
Kernkraftwerke, an der geplanten Wiederaufbereitungsanlage oder am früher geplanten
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung