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67930.5
Fazit
großen Spektrum der Technik (digitale Techniken, Unterhaltungselektronik, neue Techno-
logien im Automobilbereich, neue Materialien etc.) die Akzeptanz sehr groß ist [1]. Dies
gilt auch für einige Technologien, zu denen es durchaus intensive Risikodebatten gab oder
gibt, wie z. B. Mobilfunk. Dass bei neuen Technologien heutzutage sofort Fragen nach
Risiken gestellt werden, ist noch lange keine Technikfeindlichkeit, sondern Ausdruck der
Erfahrung mit der Ambivalenz von Technik und des Wunsches nach möglichst umfassender
Information. Vieles, was üblicherweise als Indiz für Technikfeindlichkeit genommen wird,
hat mit der Technik wenig zu tun. Bei Stuttgart21 handelt es sich nicht um eine Ablehnung
der Eisenbahntechnik, bei Protesten gegen neue Start- und Landebahnen an Großflughäfen
nicht um eine Ablehnung der Technologie des Fliegens oder beim Protest gegen Auto-
bahnen und Umgehungsstraßen nicht um eine Ablehnung der Technologie des Autofahrens.
Sogar bei Gentechnik und Kernenergie hat die Ablehnung auch stark mit nicht-technischen
Faktoren zu tun: Misstrauen in internationale Großkonzerne wie Monsanto oder in eine
funktionierende Kontrolle und Überwachung (Beispiel Tebco in Japan).
30.5 Fazit
Risikomanagement muss an die jeweiligen Risikokonstellationen angepasst werden und
auf den passenden Ebenen (öffentliche Debatte, rechtliche Bestimmungen, politisch
legitimierte Regulierung, betriebliche Entscheidungen etc.) erfolgen. Es basiert auf der
Beschreibung der Risikokonstellationen, vertiefter Risikoanalysen in den jeweiligen
Feldern und einer gesellschaftlichen Risikobewertung.
30.5.1 Risikobewertung
Die gesellschaftliche Risikobewertung ist ein komplexer Prozess unter Beteiligung vieler
Akteure, der teils eigendynamischen und schlecht absehbaren Entwicklungen folgt [15].
Ausgehend von Stellungnahmen besonders sichtbarer Akteure (im Fall von neuen Techno-
logien häufig auf der einen Seite aus Wissenschaft und Wirtschaft, auf der anderen Seite
aus Bürgerinitiativen und Umweltverbänden) kommt es zur allmählichen Verdichtung von
Positionen und Gegenüberstellungen in den Massenmedien und der dadurch repräsentier-
ten Öffentlichkeit. Einzelereignisse können Stimmungen kippen oder dramatisch beschleu-
nigen wie z. B. die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima in Bezug auf die
Kernenergie. Das macht Prognosen extrem schwierig. Im Folgenden wird eine tentative
Aussage zum autonomen Fahren unter Aspekten der Plausibilität und der aus vergangenen
Debatten gezogenen Lehren versucht.
Zunächst ist zu beachten, dass für Risikobewertungen Vergleiche ganz wichtig sind [8],
[13], [15]. Wir beurteilen neue Risikoformen dadurch, dass wir sie in Beziehung zu bekann-
ten Risikoformen setzen. Hierzu liegt beim autonomen Fahren mit dem traditionellen
Autofahren eine bekannte Risikokonstellation vor, die als zentraler Vergleichsmaßstab
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
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