Page - (000725) - in Autonomes Fahren - Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Image of the Page - (000725) -
Text of the Page - (000725) -
70331.3
Multimethodischer Untersuchungsansatz zum autonomen Fahren
Das Leben wird „entspaßt“ und „du wirst träge“
Der Wegfall der Fahraufgabe beim autonomen Fahrzeug wird durchaus kritisch gesehen.
Damit verbunden ist vor allem die Vorstellung, ein Fahrzeug, in dem man nicht selbst fährt,
würde Spaß, Spontaneität, Individualität, Flexibilität und Kontrolle beschneiden (interes-
sant ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass die Teilnehmenden ja eigentlich den
Vollautomaten mit Verfügbarkeitsfahrer vorgelegt bekommen hatten, bei dem – dies ist
auch im Szenario beschrieben – die Fahrerin oder der Fahrerin durchaus noch selbst fahren
kann, wenn sie oder er das möchte):
Johanna: „Was ist eigentlich dann noch der Unterschied zu den öffentlichen Verkehrsmit-
teln? Denn am Auto schätze ich eigentlich immer, dass ich das selbst in der Hand habe, dass
ich das selbst einschätzen kann. Und wenn ich halt zu spät bin, dann drücke ich ein bisschen
aufs Gas.“
Die „Entspaßung“ (Timo) bezieht sich einerseits ganz konkret auf den Verlust des Fahr-
spaßes, aber auch auf den Lebensstil, der durch autonomes Fahren entspaßt werden
könnte:
Bettina: „Diese Bewegung fällt ja dann weg, weil du kannst dich überall von dem Auto
abholen lassen; du wirst faul, du wirst träge, du fährst nur noch mit dem Auto, weil es ja egal
ist, ob du dich krank fühlst oder nicht oder wie es dir geht – du kannst ja alle Wege mit dem
Auto machen.“
Soziale Isolation: „Kein Mensch braucht den Menschen mehr“
Die Konsequenz aus einer solchen „Entspaßung“ und Trägheit ist aus Sicht der Gruppen-
diskussionsteilnehmer, dass der Mensch schlussendlich ersetzt würde: „Kein Mensch
braucht den Menschen mehr“ (Inga), für alles würde es dann eine Maschine geben, und
auch das Denken würde einem auf diese Weise abgenommen werden:
Inga: „Das Auto fährt, man muss nicht mehr selbst fahren. Das Essen wird irgendwie ge-
liefert, man hockt so ein bisschen autistisch in seiner Wohnung und verstumpft, muss nicht
mehr denken, googelt oder lässt sich von Katzenvideos berieseln. Also man verblödet ein-
fach komplett.“
Systemschwächen: Wie „autonom“ sind autonome Autos eigentlich?
Das Vertrauen in die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen scheint insgesamt noch eher
gering ausgeprägt zu sein. Das verleitet die Teilnehmenden zu umfassenden Spekulationen:
„Wie berechenbar sind denn die Autos?“ und „Wenn das System ausfällt und das Internet
keine Verbindung hat?“ (Nico), „Ob Fernsteuerung möglich ist?“ (Thorsten), „Was passiert,
wenn dieses System jetzt gehackt wird?“ und „Können diese autonomen Autos auch wirk-
lich autonom sein?“ (Bettina), „Woher denn eigentlich die Aussage, dass das Ganze sicher
sein soll?“ (Herta).
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung