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Vorwort
D ass in den Städten des Deutschen Reiches seit dem Spätmittelalter das öffent-
liche Badeleben aufblühte, bis ihm privates Baden sowie Sauerbrunnen, Kur-,
Thermal-, Mineral-, Kalt- und Seebäder den Rang abliefen, ist längst bekannt
und in vielen Bereichen gut erforscht, namentlich seit Alfred Martins grundlegendem
Werk »Deutsches Badewesen in vergangenen Tag« (Jena 1906). Nimmt man eine mo-
derne Studie zum Thema wie die von Birgit Tuchen1 zur Hand, findet man eine Fülle von
Material über Badhäuser, Bader und Badewesen in süddeutschen und schweizerischen
Städten (z. B. Wimpfen, Chur, Eberbach, Kulmbach, Ulm, Winterthur) ausgebreitet,
auch zur Architektur.2 Einen Historiker, der sich mit Bädern in Tiroler Städten befasst,
kann da nur der blanke Neid packen, weil er resigniert feststellen muss : Vergleichbares
gibt es hier nicht, weder fürs Mittelalter noch für die Neuzeit. Es scheint fast, um im Bild
zu bleiben, dass die Forscher bei diesem Thema kalte, nasse Füße bekommen hätten.
Zwar findet man genügend kleinere und größere Darstellungen zu Bauernbadln,
Kur-, Thermal-, Mineral- und Wildbädern, wie immer man sie nennen mag (Altprags,
Brennerbad, Häring, Innichen, Maistatt3 usw.), sogar zu Heubädern, doch eine ein-
dringliche Arbeit über öffentliche Bäder in Tiroler Städten der frühen Neuzeit sucht
man vergebens. Man hat sich mit kleinen, eher bescheidenen Artikeln in Zeitungen
oder lokalen Zeitschriften, mehr journalistisch als historisch, und mit flüchtigen Be-
merkungen in diversen Stadtgeschichten zufriedenzugeben. Das war’s. Die einzige
rühmliche Ausnahme bilden Heinz Mosers Ausführungen über »Bader, Barbiere, Chi-
rurgen und Wundärzte« in der Stadt Hall.4
Was bislang an Schrifttum über das Rattenberger Bad existiert, reiht sich nahtlos
in die Forschungsmisere ein. Ein kurzer Artikel in einer Zeitung,5 ein paar Seiten
in einer Geschichte der Stadt am Inn,6 und damit hat es sich. Alles andere ist uner-
heblich, das Vorhandene zudem in mancher Beziehung fragwürdig oder falsch, wie
schon an Bachmann und Stops gezeigt werden kann. Dabei ist die Quellenlage für
Rattenberg durchaus als günstig anzusehen. Trotz gewaltiger Verluste ermöglichten
es die Ratschlag bücher7 und Baumeisterrechnungen8 aus dem Stadtarchiv Rattenberg
eine geschlossene Reihe der Bader von ca. 1482 bis 1581, dem zeitlichen Ende der
vorliegenden Untersuchung, zu erstellen und sie biographisch abzuhandeln, mal mehr,
mal weniger, je nach Quellenbefund. Dabei ergaben sich Einblicke in die Arbeits-
weise der Bader und ihres Personals, in gewissem Maße auch in ihre sozioökonomi-
schen Lebensumstände, Erkenntnisse, die häufig tiefer greifen, als es bisher in anderen
thematisch relevanten Studien der Fall war. Die so oft nötigen Reparaturen, wovon
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute