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Abb. 37 : Leukerbad im Wallis ; Gemälde von Hans Bock d. Ä., 1597.
Philipp der Gute im Jahr nur zwei bis drei Bäder nahm, wurde schon erwähnt. Lud-
wig XIV. rieb sich morgens nur die Hände mit Branntwein ab.213
Höchst seltsam ist die Meinung eines gewissen Herrn von Buswy, des Leiters der
kaiserlichen Reitbahn. Als Graf Wolrad von Waldeck 1548 in Rudolstadt, der Resi-
denz der Grafen von Schwarzburg, erstaunt feststellte, dass hierzulande die Frauen
häufig badeten, bekam er »auf gelehrte Weise« vom Reitchef zu hören, ein Bad für
sie sei fast jeden Tag nötig. Denn im höher gelegenen Deutschland – dazu zählte er
offensichtlich schon den Thüringer Wald
– zögen die Frauen unvermeidlich weit mehr
Schmutz an als die Frauen in Brabant oder Niederdeutschland. »Unsere« wüschen ih-
ren Körper kaum ein- oder zweimal im Jahr.214 Wenn das stimmt, sollte man über die
Duftnote dieser Damen besser nicht diskutieren.
Zwar verabschiedeten sich die Angehörigen der Oberschicht (Adel, reiches Bür-
gertum) im Allgemeinen vom Bad daheim, doch mieden sie das Wasser nicht völlig.
Die schon im Mittelalter frequentierten Thermal-, Mineral- und Wildbäder erlebten
seit dem 16. Jahrhundert einen starken Zulauf, vielerorts kam es zu neuen Heilbädern,
weil die Mediziner nun nicht nur Thermen, sondern auch kalten Mineral-, Sole- und
Schwefelquellen eine Heilkraft, zumindest eine Linderung der Leiden zusprachen.
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute