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Neues Baden, neue Bäder
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Abb. 43 : Die beiden ersten Frankfurter Badeschiffe ; Holzschnitt, um 1774.
Tees, Ausflüge, Sport). So manche Dame in einem exklusiven Bad hat nie oder nur
selten ihren Fuß ins Wasser getaucht, sondern sie suchte wie schon die alten Römerin-
nen das Bad mehr zu ihrem Vergnügen auf. Baden war ein gesellschaftliches Ereignis
geworden, Badeorte des 18. und 19. Jahrhunderts wurden Zentren der Geselligkeit und
zugleich Heiratsmärkte.225
Mit der Wiederentdeckung der Natürlichkeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun-
derts verteufelten die Ärzte nicht mehr generell das Wasser. Sie plädierten nunmehr für
regelmäßige kalte und warme Bäder und verlangten eine verstärkte hygienische Pflege
des Körpers. Nachdem Antoine Laurent de Lavoisier 1777 nachgewiesen hatte, dass die
Haut atmet, Wasser und Luft braucht, gerieten Schminke, Puder und allerlei Sälbchen
bei den feinen Damen in Verruf. Strahlend weißer, schimmernder Teint war nun das
Schönheitsideal. Es galt, den Körper von seiner »fauligen Dreckschicht zu befreien« und
gemäß der neuen Ästhetik regelmäßig seine sichtbaren Teile zu waschen. Viel mehr
aber nicht. Vor dem warmen Vollbad schreckte man noch immer zurück. Nur wenige
Mediziner rieten zu mehr als einem Bad im Monat. Als der Arzt Christoph Wilhelm
Hufeland (1762–1836) sich für ein wöchentliches Bad aussprach, sah man das für einen
verwegenen Vorschlag an, erst recht Michael Friedländers 1815 geäußerte Meinung,
Kinder solle man zwei- oder dreimal in der Woche baden. Gegen maßloses Baden war
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute