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Neues Baden, neue Bäder
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Abb. 45 : Massenbrausebad (1905).
1747 Dr. Schelhamer beklagte, durch Sorglosigkeit der Obrigkeiten seien die alten
Schwitzstuben verfallen, und ihre Wiederherstellung empfahl,230 so dachte niemand
ernstlich daran. Sie hatten sich überlebt. Das Industriezeitalter mit seinen Arbeiter-
massen verlangte nach etwas Neuem.
Liverpool ging voran. 1842 wurde hier das erste Volksbad eröffnet. Es bestand aus
einer getrennten Männer- und Frauenabteilung mit insgesamt 28 Badekammern, 6
davon zusätzlich mit einer Dusche. Die Anstalt verfügte zudem über zwei kleinere
Schwimmbecken. Drei Jahre später folgte London mit zwei städtischen Anstalten.
Man konnte in ihnen Wannenbäder nehmen und gleichzeitig seine Wäsche waschen.
Hamburg nahm nach englischem Vorbild 1855 am Schweinemarkt eine »Wasch- und
Badeanstalt« mit 65 Wannenbädern in Betrieb, 49 für Männer und 16 für Frauen. Bei
einer Erweiterung wurden, wie überall, zu mietende Kabinen erster und zweiter Klasse
und Schwimmbecken errichtet. Im Laufe der Jahre entstanden noch größere Badean-
stalten in Berlin (1857), Fürth (1857), Magdeburg (1860), Hannover (1865), Chem-
nitz (1868) und Leipzig (1869).231
Sie hatten alle einen Nachteil. Trotz geringer Eintrittspreise, die den Gebrauch von
Handtuch und Seife einschlossen, waren sie für die Masse des Volkes zu teuer. Es
musste eine billigere Badegelegenheit geschaffen werden. Man fand sie, indem man das
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute