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Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
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Page - 71 - in Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol

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Die beiden Badestuben 71 3.2.2 Heizraum und Knechtskammer Jede Badstube benötigt einen Heizraum oder zumindest einen besonderen Heiz bereich für Badeofen und -kessel. Während sich bei einem Kachelofen268 der Feuerkasten auf der Ebene des Bodens befindet, war für Badeofen und Warmwasserkessel, die neben- einander in den Badestuben standen, typisch, dass sie eingetiefte Brennkammern und Schüröffnungen in einem vorgelagerten Heizraum hatten, mit der Folge, dass das Bo- denniveau des Heizraums mindestens 0,50 m bis 1,20 m tiefer lag als das der benach- barten Stube. Die eingetiefte Brennkammer verhinderte das Ersticken des Feuers durch Rauchgase.269 Einen solchen Heizraum besaß auch das Badhaus zu Rattenberg. Es ist die Kammer, ungefähr gleich groß wie das Vorhäusl, die durch eine Mauer (mit Gewölbe tragenden, eingemauerten Säulen) die beiden Badstuben nach Norden abschloss. Licht erhielt dieser Raum durch ein Fenster270 in seiner dem Inn zugewandten Seite. Sein Boden- niveau liegt noch immer unter dem der ehemaligen Badstuben. Erst über eine Stufe erreicht man heute den Boden des Heizraums.271 Dass er früher wohl noch tiefer lag, darauf könnte folgende Nachricht hindeuten : Im März 1553 beschwerten sich die Frauen beim Rattenberger Rat, in ihrer Bad- stube würde keine rechte Hitze aufkommen. Der Rat ließ den Schaden beschauen und beschloss danach, mit der Reparatur bis zum Herbst zu warten. Dann solle der Ofen abgetragen und die Feuerstelle um einen oder anderthalb Schuh (0,335 bzw. 0,50 m) niedriger gesetzt werden. Feuersteine (Schamottesteine) dazu solle man auf Flößen aus dem Zillertal holen. Außerdem schrieb man vor, mit langen Stücken zu heizen. Für vier Klafter Holz habe der Baumeister zu sorgen. Als Anfang November der Ofen noch immer nicht repariert war, mahnte der Bader im Interesse der Frauen den Umbau an272. Wie tief vorher die Schüröffnung lag, erfährt man nicht. Der Badeofen, der  – wie bei zwei Stuben üblich  – wohl an die Trennwand gemauert war, wahrscheinlich auch die Warmwasserkessel standen also an der Wand der Ba- destuben zum Heizraum. Wegen der geringen Höhe der Stuben (s. u.) wird man den Ofen vom Boden bis zur Decke hochgezogen haben. Die Rauchgase im Heizraum wurden entweder direkt in einen Kamin oder in eine Rauchabzugsöffnung geleitet, die in einen Kamin mündete. Auch eine kaminlose Ableitung seitlich aus den Badhäusern kam vor.273 Fürs Rattenberger Bad lässt sich ein Kamin nachweisen, der sich offen- sichtlich über dem Heizraum befand.274 Der Heizraum scheint ab 1523 nicht nur für die Befeuerung der Öfen verwendet worden zu sein, sondern seitdem auch den Badknechten als Aufenthaltsraum zur Ver- fügung gestanden zu haben. Denn in diesem Jahr wurde den Knechten eine Kammer »ausgesetzt« (zugewiesen).275 Dem Bader konnte man schlecht ein Zimmer aus seiner Wohnung im Obergeschoss entziehen, im Bad selbst war außer dem Heizraum kein
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Im städtischen Bad vor 500 Jahren Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Subtitle
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Author
Robert Büchner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79509-4
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
202
Category
Geographie, Land und Leute
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