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Bader, Badknechte, Reiberinnen und Gewandhüterinnen zu Rattenberg
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Schick. Nun wurde der Rat energischer. Man beschloss, dem Richter die »Declaration«
(von 1521) vorzulegen. Schaffe er nicht Ordnung, werde man Herrn von Liechtenstein
zum Eingreifen bitten.382 Wie die Sache ausging, erfährt man nicht, doch erschien
1560 der Bader Alexander Schick, augenscheinlich ein Verwandter (Bruder, Sohn ?),
vor dem Rat und bat um die Erlaubnis, zu Mehrn (b. Brixlegg) das Bad zu versehen. Er
wolle, was billig sei, entrichten. Der Rat stimmte zu und erlegte ihm 36 Kreuzer Steu-
ern auf, die er auch brav bar erlegte.383 Es fragt sich nur, wie lange. Denn bereits 1564
hatte er als auswärtiger Bader 36 Kreuzer Steuerschulden, 1565 waren es schon für drei
Jahre ein Gulden 48 Kreuzer.384
Die unliebsame Konkurrenz auszuschalten gab es zwar Möglichkeiten, die aber we-
nig fruchteten. Wählte der Bader seine Knechte unter den Badern/Badgesellen außer-
halb der Stadt – das empfahl 1549 der Rat dem neuen Bader –,385 blieben ihm noch
viele andere Störer im Umkreis. Man konnte sie auch in die Stadtgemeinschaft auf-
nehmen, nicht ohne sie auf das aussichtslose Unterfangen, sich neben dem Stadtbader
und anderen erhalten zu können, hinzuweisen. 1510 vertrat der Rat im Interesse seines
eigenen Baders noch eine harte Linie. Obgleich sich ein Barbiergeselle für seine Bitte,
eine Stube errichten zu dürfen, auf die Fürsprache Kaiser Maximilians berufen konnte,
befanden Bürgermeister und Rat, man brauche derzeit keinen Barbier, zumal »sich ge-
mainer stat pader hert erneren und entfalten mag«.386 Zwei Jahre später gestattete man
auf Bitten des Stadthauptmanns Pauls von Liechtenstein dem Barbier Thoman Zierler,
eine »werchstat offen parbierung« zu errichten, obwohl die Stube unnötig sei und dem
gemeinen Bad Nachteile brächte. Man wolle aber den Herrn von Liechtenstein wissen
lassen, dass Zierler keinen Gewinn machen werde (»nit mit frucht erschiessen werde«),
weil viele Störer um die Stadt wohnten.387 Das hat anscheinend Zierler selbst eingese-
hen. Man hört nie wieder etwas von ihm.
Hatte sich jemand um die Stadt verdient gemacht, gab der Rat nach, legte aber den Be-
werbern Beschränkungen auf. Conrad (Kuntz) Stolz aus Kramsach wurde auf seine Bitte
hin 1527 zum Inwohner aufgenommen. Man erließ ihm die Aufnahmegebühr wegen
seiner tüchtigen Arbeit als Totenlässl in den »sterbenden leuffen« des vergangenen Jahres.
Allerdings durfte er in der Stadt weder eine »palbierstat« errichten noch darin »hausirn«,
d. h. in Rattenberg von Haus zu Haus seine Dienste als Barbier anbieten. Doch wurde ihm
erlaubt, außerhalb der Stadt mit Aderlass und Wundarznei zu hausieren.388
Ganz aus der Reihe fällt der Badknecht Matheus Schmied aus Inckhausen389, der
1556 im Beisein des Baders Hans Fäler gegen 20 Gulden zum Bürger in Rattenberg
aufgenommen wurde. Die Gebühr fiel so hoch aus, weil er die begüterte Witwe des
verstorbenen Jacob Wetin, eines Wirtes und Ladenbesitzers, geheiratet hatte. Doch
Schmied hatte das Pech, dass seine Frau Ursula Wetin schon im nächsten Jahr starb
und er bei der Erbaufteilung leer ausging, bis auf zwölf Gulden, Leibgewand, Harnisch
und Wehren. Alles andere erhielten Ursulas Kinder, Fahrnis, Kaufmannswaren, Klein-
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute