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Bader, Badknechte, Reiberinnen und Gewandhüterinnen zu Rattenberg
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einen Gulden Schmerzensgeld, der Stadt einen Gulden Strafgeld zu zahlen und dazu
noch auf dem Tor zu liegen.601
Über Paungartners Tätigkeit als Wundarzt gibt es einige verstreute Nachrichten. In
der Erbauseinandersetzung nach seinem Tod kam zur Sprache, dass er, als er nach
Schwaz gekommen war, bei einem Arzt namens Schweizer in Stellung gewesen sei.
Als er damals einen Verwundeten zu behandeln gehabt hätte, habe er den Meister
Hans Feyler zu sich genommen und den Verletzten geheilt. Bei dem halben Gulden
Trinkgeld, den Meister Matheus erhalten hätte, habe seine Frau »zugeschlagen«, d. h.
wohl, sich das Geld angeeignet. Feyler und Paungartner seien wie Blutsbrüder gewesen,
Feyler (Fäler) habe auch den Paungartner »an ainem flus« (Rheuma ?) geheilt.602
Man darf die Vorwürfe der Habgier an die Witwe und des geringen medizinischen
Könnens an den verstorbenen Bader nicht überbewerten, schließlich ging es um einen
Erbstreit. Paungartner konnte auch anders. So bewilligte ihm der Rat zwei Gulden
Arztgeld, weil er den »Schaden« eines Knaben behandelt hatte,603 und 1547 erhielt er
von der städtischen Bruderschaft auf Bitten des Bürgermeisters und anderer Bürger 4½
Gulden für das Verarzten der alten Arnbergerin.604
Sonst gibt es nichts über ihn zu berichten, da er früh gestorben ist. Nur noch ein
eher nebensächliches Detail, das aber den damaligen Alltag widerspiegelt. Zu den un-
gebetenen Gästen gehören Mäuse. Sogar im Bad musste man sich dagegen wehren.
Deshalb hat man 1547 in allen Gemächern des Bades die Mäuselöcher »verworffen«,
d. h. mit Kalk verschlossen.605 Da das Bad am Inn lag, muss man sich fragen, ob es sich
nicht um Wassermäuse (Wasserspitzmäuse oder Schermäuse) gehandelt haben könnte.
Das Spital kaufte nämlich 1553 eine »wasser mauß fall«.606
Matheus Paungartner, der Ende März 1549 noch lebte, wird einen Monat später als
verstorben bezeichnet. Er war im Inn ertrunken, seine Leiche hatte man am 26. April
noch nicht gefunden. Wie bereits früher erwähnt,607 hatte er an Syphilis gelitten und
sich einer quälenden Schmierkur mit Quecksilber unterziehen müssen. Die Verhand-
lung über die Aufteilung seines Erbes bietet einen interessanten Einblick in die Ver-
mögensverhältnisse und das Handwerkszeug eines Rattenberger Baders, Wundarztes
und seiner Frau. Deshalb soll die Angelegenheit genauer betrachtet werden.
Die in Schwaz geschlossene Ehe von Matheus Paungartner und Margreth Maurer,
Tochter des weiland Paul Maurer zu Vomp und verwitwete Hörman, blieb kinderlos.
Deshalb erschienen als Erbberechtigte vor Bürgermeister und Rat die Witwe Marg-
reth einerseits und drei Schwestern608 des verstorbenen Baders andererseits. Beide Par-
teien wurden durch einen Prokurator und andere vertreten. Der Prokurator Margreths
machte für seine Mandantin folgende Ansprüche geltend :
250 Gulden Milch- und Krautgeld609 und anderes, das ihr verstorbener Mann Michl Hör-
man, genannt Vindler, zu Vomp ihr gelassen habe,
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute