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Matheus Paungartner
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40 Gulden Vermächtnis ihres ersten Mannes, ferner nach seinem Tod († 1535)
50 Gulden für Morgengabe und Betreuung, dazu 1 guter Gulden,
80 Pfund Flachs und gesponnenes Garn,
20 Gulden, geerbt von ihrem Bruder Bartlme Maurer,
10 Gulden, erlöst aus dem Verkauf von Kleidern, die sie von ihrer Schwester, verheiratet
gewesen mit Bartlme Widman, geerbt habe ; 1 Polster,
2 Kissen und die Leintücher, die jetzt im Inventar stünden, stammten auch von ihrer
Schwester.610
Das alles habe sie in die Ehe mit Paungartner eingebracht und sie hoffe, man werde es auch
ihr lassen. Im Inventar stehe ein Silberbecher auf drei Füßlein, gemacht aus »porttn«611 und
Ringen. Der gehöre ebenso ihr wie das inventarisierte Schatzgeld (Spargeld) von 44 Gulden
17 Kreuzern in einem Zwillichsäckchen, ferner 8 Gulden 13 Kreuzer in kleinen Münzen, die
sich in einer Schachtel ihrer Truhe befänden. Das sei Geld, das ihr Leute geschenkt hätten,
besonders Verwundete, die ihr Mann verarztet habe. Sie erwarte, das alles würde ihr bleiben.
Weiter begehre sie ihr Leibgewand und Bettzeug, worauf sie gelegen sei, Kleinode, Kleider,
Kopfputz und was zu ihrem Leib gehöre, die zwei Truhen, ein Drittel der fahrenden Habe
und die Hälfte dessen, was sie mit ihrem jetzt verstorbenen Mann erwirtschaftet habe, weil
sie ihr Gut dazu hergegeben habe.
Die Gegenpartei stellte alle Forderungen, die nicht belegt werden könnten612 oder über
den Witwenteil hinausgingen, den die Tiroler Landesordnung vorsehe, in Abrede. Der
Prokurator Margreths beharrte auf ihren Ansprüchen und wies darauf hin, die Witwe
habe sich nicht in ein gemachtes Nest gesetzt, sondern ihren Säckel für den gemein-
samen Haushalt aufgetan. Die Verwandten seien nur darauf aus, »die frau auf ainen
schnittlein abzerichten«. Die andere Seite blieb bei ihrer Ablehnung und konterte mit
einer süffisanten Frage. Wer wolle es wohl glauben, »das ain solche schone frau der
selbign zeit ain solchen on als vermugen genomen solt haben ?« Das war natürlich
kein Argument. Wie viele vermögende schöne Frauen haben sich in einen Habenichts
verliebt und ihn geheiratet, nicht selten sogar ausgehalten ?
Obgleich die Witwe angab, sie sei »nun alt unnd mit alter schwachhait ihres leibs
beladen«, könne »kainer arbait mer vor […] sein«, überließ ihr der Rat nicht einmal
ganz das in die Ehe eingebrachte Gut. Daneben erhielt sie noch den gesetzlich vor-
geschriebenen Witwenteil und einige private Kleinigkeiten. Der Rat sprach ihr die
eigene Bettstatt, Bettgewand mit allem Zubehör, ihr eigenes Leinen und Leibgewand,
ihre Kleider, Kleinode, Kopfputz und -tücher, ihre eigene Truhe und aus dem Silberge-
schirr den Silberbecher mit den drei Füßlein zu, ferner einen Schuldbrief Peter Säppls
über 100 Gulden,613 die ihr vom ersten Ehemann verschriebenen 50 Gulden samt
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute