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Hans Fäler d. Ä.
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Matheus getan hätte, als er »in der salbn gelegen« sei.628 Man kann nur rätseln, weshalb
er sich so als Gegner der Witwe seines einstigen Blutsbruders aufführte. Hatten die
drei Schwestern versprochen, ihm das Badgeschirr, die chirurgischen Instrumente und
Arzneien, die sie ja geerbt hatten, zu einem günstigen Preis zu überlassen, wenn er ihre
Interessen wahrnahm ? War er ein von Margreth Paungartner verschmähter Liebhaber
aus ihrer Jugendzeit, als sie eine sehr schöne Frau gewesen war ? Schließlich stammte
sie aus Vomp, war Fäler Bader in Vomp und liegt dieser Ort dicht bei Schwaz, wo Ma-
theus Paungartner seinen Blutsbruder Fäler zur Wundarznei beigezogen hatte.
Die Zurechtweisung am Dreikönigstag hatte offensichtlich nichts gefruchtet.
Schließlich riss dem Bürgermeister die Geduld. Am 15. Juli 1550 hat er den Bader
Hans Fäler »überhoblt und wol capitlt« (kritisiert und abgekanzelt), trug der Stadt-
schreiber genüsslich ins Protokoll ein. Der Bürgermeister hielt ihm vor, dass er täglich
mit seiner Hausfrau, seinen Knechten und Dienstboten poltere und schelte, nichts
leide er an ihnen, obwohl er sich selbst nicht um das Bad kümmere, sondern es durch
Buben versehen lasse, die er aufgenommen habe. Das sei man nicht gewohnt. Früher
habe man gute Knechte gehabt und die wolle man wieder haben, damit das Bad nicht
in Verruf komme. Er solle sich auch im Trinken mäßigen, denn aus der Trunkenheit
erwachse aller Hader. Wolle er Besserung geloben, schön, wenn nicht, müsse er sich
nach etwas anderem umsehen.629
Auch bei der Neubestellung zu Dreikönige 1551 musste man ihm wieder ernstlich
ins Gewissen reden. Wenn er sich für seine Person weiter im Bad säumig erzeige, sich
nicht mit guten Knechten versehe, nicht besser das »ertznen« ausübe, werde man ihm
jederzeit das Bad aufkündigen. Vor allem solle er das widerliche Gotteslästern und sein
übles Benehmen gegen seine Hausgenossen unterlassen. Ein Bewerber um das Bad, der
Badknecht Sigmund Pühlhueber, wurde noch abgewiesen.630
Ein Jahr später noch immer keine Besserung. Wieder wurde von Fäler verlangt, er
solle tüchtige Knechte aufnehmen, die jedermann dienen wollten und die er so zu
behandeln habe, dass sie bleiben. Er selbst solle fleißig im Verarzten sein und zu Ende
bringen, was er angefangen habe. Er dürfe die Leute nicht ausnehmen und müsse
Badbesucher, die eine gefährliche Krankheit wie die Franzosen hätten, abweisen. Er
solle endlich sein Fluchen sein lassen, seine Knechte und andere mit ruhigen Worten
davon abbringen. Das Bad sei zur rechten Zeit zu heizen, damit nicht immer so viel
Rauch darin sei. Außerdem wurde ihm verboten, sich, wenn er sich betrunken hätte,
unziemlich gegen Frau und Kinder zu benehmen.631 Zu Dreikönige 1553 machte man
es kurz. Fäler wurde zwar auf ein Jahr weiterbestellt, doch ihm zugleich angedroht,
wenn er nicht seine ungeschickten Worte und das Trinken lasse, werde ihm der Dienst
aufgekündigt werden. Der Sold bleibe bei 16 Gulden wie früher.632
Bei der Ämterbesetzung 1554 hatte man die Geduld mit Fäler verloren. Sein Dienst
wurde nur noch von Quatember zu Quatember verlängert, die Steuerfreiheit, um die
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute