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Bader, Badknechte, Reiberinnen und Gewandhüterinnen zu Rattenberg
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er angesucht hatte, wurde ihm verweigert.633 Entrüstet kündigte er am 16. Februar das
Bad auf, was nur zu gern angenommen wurde. Zum nächsten Quatember sollte er es
räumen. Dann überlegte er es sich wieder anders, war bereit, die ihm auferlegte Steuer
zu zahlen, woraufhin ihm der Rat das Bad zu den früheren Bedingungen, also mit
Kündigung von Quatember zu Quatember, überließ.634 Ob sich nun Fäler gebessert,
der Rat resigniert oder Mitleid bekommen hat – schließlich war der Bader schon über
50 Jahre alt635 –, in der Folge steht bei den jährlichen Ämterbesetzungen nur lakonisch
»Bader : Hans Fäler«, ohne weiteren Kommentar.636 Erst 1566 und 1567 liest man
wieder Zusätze : Zunächst heißt es, er solle einen Knecht, der zur Ader lassen könne,
anstellen und den Tuesmwar im Bad unterbringen (1566),637 im Jahr darauf verlangte
man von ihm, besonders auf seine Söhne aufzupassen, dass sie sich nicht »also füllen«
und im Bad an der Scherbank fleißiger sind.638 Sie hatten offensichtlich zu gut vom
Vater gelernt, was Trinken und Faulheit betraf.
Wohin das an Fäler gerügte Fluchen und Gotteslästern führen konnte, zeigt ein
Vorfall aus dem Jahr 1553. Im Dezember verklagte ihn der städtische Vikar Georg
von Rocca vor dem Rat, Meister Hans habe ihn einen Schelm und verlogenen Pfaf-
fen gescholten. Der Geistliche glaubte, das sei nicht persönlich gemeint, sondern eine
gezielte Gotteslästerung gewesen. Ein solches Schmähen der Ehre Gottes könne er
nicht dulden. Fäler bestritt, Rocca einen Schelm genannt zu haben, gestand aber das
Wort vom verlogenen Pfaffen ein. Dazu hätte der Priester selbst den Anlass gege-
ben. Ansonsten zweifle er nicht an seiner »frumckhait«. Meister Hans musste Abbitte
leisten, der Rat vereinte beide gütlich. Der Streit war anscheinend über die Höhe der
Behandlungskosten entstanden. Denn für Purgieren, Verarzten, Bad und anderes, was
Fäler dem Vikar geleistet hatte, sollte nach dem Entscheid des Rates Herr Georg dem
Bader drei Taler und seiner Hausfrau 36 Kreuzer geben.639
Eine grundsätzliche Gegnerschaft Fälers zu Klerus und Kirche wird man aus dieser
Episode nicht herauslesen dürfen. Denn 1563 trug der Rat dem Frühmesser Wolfgang
Antzinger und dem Bader auf, sich konzilianter gegen die Leute zu verhalten und nicht
tropfnass aus dem Bad unters Volk zu gehen. Meister Hans solle überhaupt nicht in das
Bad gehen.640 Offenbar verstanden sich die beiden gut.
Reiberinnen und Gewandhüterinnen werden unter Hans Fäler d. Ä. vom ersten Jahr
seiner Amtszeit erwähnt, mit oder ohne Namen.641 Die alt bekannten Vorwürfe wer-
den wieder erhoben : Sie sollen fleißiger sein642 und nicht so viel trinken.643
Ende 1562 brach im Bergbaugebiet um Schwaz eine Seuche aus, die sich zur größ-
ten des Landes im 16. Jahrhundert entwickelte, gebietsweise bis 1566 anhielt und auch
ab 1563 Rattenberg ernstlich bedrohte. In Kitzbühel erlagen ihr allein vom Frühsom-
mer bis Dezember 1564 an die 500 Menschen, von denen 318 namentlich bekannt
sind.644 Da die Seuche schon länger in Bayern wütete, erließ bereits im November 1562
die Innsbrucker Regierung einen Befehl an die Stadt Rattenberg, sich mit Priestern,
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Subtitle
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Author
- Robert Büchner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 202
- Category
- Geographie, Land und Leute