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Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
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Page - 140 - in Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol

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Zusammenfassung 140 berg in den Badstuben laut und fröhlich, aber nicht unziemlich hergegangen sein. Sie waren eben beliebte gesellschaftliche Treffpunkte, neben aller Hygiene, Heilbehand- lung, Regeneration, Körperpflege und -reinigung, der man sich dort unterzog. Handwerker und Knappen, die in Hall und höchstwahrscheinlich auch in Ratten- berg das Gros der Badbesucher stellten (dazu kamen noch Hüttenarbeiter und Dorf- bewohner aus der Umgegend, auch Gesinde, Krämer und einige Kaufleute der Stadt), sorgten dafür, dass ihr Bad nicht im 16. Jahrhundert wie in so vielen anderen Städten unterging, sondern bis ins 18. Jahrhundert bestand, allerdings beschränkt auf einen Badetag je Woche. Der Zulauf zu den Kur-, Thermal- und Wildbädern, das Meiden der Schwitzstuben und das Bevorzugen des Wannenbades im eigenen Haus, wenn man überhaupt noch badete, erfasste nicht in großem Maße das einfache Volk in den kleinen Städten. Es hielt an seinem Dampfbad fest, ließ sich nicht wie die feinen Leute von den Behauptungen der Ärzte irre machen, in die durch Dampf geöffneten Poren könnten allerlei Krankheiten eindringen und deshalb seien Schwitzbäder zu unterlas- sen, Kaltbäder zu bevorzugen. Die Mode »trockener« Toilette der Höflinge mit Abrei- ben, Abwischen, Parfümieren, häufig gewechselter weißer Leibwäsche konnte das Volk sowieso nicht mitmachen. Eigene Badezimmer waren noch äußerst selten und gehören erst seit dem Ersten Weltkrieg zum Standard bürgerlicher Wohnungen. Sexuelle Freizügigkeiten, die sich so oft in den Miniaturen von burgundischen Lu- xusbädern, den heutigen Massagesalons vergleichbar, finden, lassen sich in Rattenberg nicht, in anderen deutschen Bädern dieser Zeit kaum nachweisen. Die jungen und rei- feren Männer in der Stadt am Inn dürften dazu auch wenig Lust verspürt haben, waren hier doch die Reiberinnen, die Badfrauen gesetzte Matronen, keine jungen liebreizen- den Bademägde. Es scheint überhaupt, dass die meisten lasziven Badeszenen, von de- nen man liest, nur der ausschweifenden Phantasie mancher Schriftsteller entsprungen sind. Um 1800 allerdings, als mondäne Badeschiffe, türkische, chinesische, maurische Bäder für ein extravagantes Publikum in Mode waren, kann man mit mehr Sinneslust in solchen Bädern rechnen. Die Bader hatten keinen angesehenen Status in der Gesellschaft, weder in Rat- tenberg, wo sie in der Regel nur das Inwohnerrecht erhielten, noch vielfach anderswo. Als Inwohner konnten sie nicht über die Versammlungen der Bürgergemeinde aktiv die Stadtpolitik mitgestalten, geschweige denn Ratsherrnstellen einnehmen. Die Ge- schichte der Bader in Rattenberg, soweit sie sich für das 16. Jahrhundert rekonstruieren ließ, ist die Geschichte kleiner Leute. Allerdings zählte man die Bader im Süden des Reiches nicht wie in Teilen des Nordens zu den unehrlichen Berufen. Der reine Bade- betrieb mit Reiben, Übergießen, Massieren, Waschen, Abgießen war ein Pfennig-, in Tirol Vierergeschäft und trug nicht viel ein. Aderlassen und Schröpfen brachten mehr, noch einträglicher war die Wundarznei, die sich am Ort mit dem Baderberuf ver- band. Da Rattenberg damals noch keinen eigenen Arzt hatte, behandelten anscheinend
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Im städtischen Bad vor 500 Jahren Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Subtitle
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Author
Robert Büchner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79509-4
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
202
Category
Geographie, Land und Leute
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