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Forschungslage
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Das kunstwissenschaftliche Bild der Architektur des 13. Jahrhunderts im Gebiet
des heutigen Österreich hat sich in den letzten drei Jahrzehnten durch eine Fülle
neuer Forschungsergebnisse grundlegend verändert. Vor allem waren es aussage-
kräftige Freilegungen historischer Bausubstanz im Zuge von Restaurierungsarbei-
ten , aber auch Fortschritte in der historischen Interpretation von Baunachrich-
ten , die eine weitreichende Neubewertung dieser Phase der Architekturgeschichte
Österreichs erbrachten. Wenn man sich mit der Baukunst Österreichs im 12. und
13. Jahrhundert beschäftigt , muss man feststellen , dass es sich um die wohl inte-
ressanteste Phase der mittelalterlichen Architektur in diesem Lande handelt. Zwar
ist der erhaltene Denkmälerbestand bei Weitem nicht so zahlreich wie die Sakral-
bauten aus dem 15. Jahrhundert , dagegen sind jedoch die baukünstlerischen Arti-
kulationsformen weitaus vielfältiger. Während das 12. Jahrhundert überhaupt erst
die Entstehungszeit monumentaler Architektur größeren Umfangs in Österreich
darstellte , in der zunächst nur vereinzelte Werke unter bestimmten Voraussetzun-
gen erstanden , entfaltete sich die Baukunst auf breiterer Basis im 13. Jahrhundert.
Außerdem wurde die Architektur in dieser Zeit zunehmend Ausdrucksträger von
machtpolitischen Interessen und Machtkämpfen. Gleichzeitig war die Baukunst
an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert vor allem durch einen Auffassungs-
wandel unterschiedlicher Stilformen gekennzeichnet. Für die Forschung ist das
Problem des Stilübergangs von der Spätromanik zur Gotik ein vielschichtiges , das
sich sehr schwer abgrenzen lässt. Die Bewertung und Einschätzung dieser Über-
gangsphase variierte in den letzten 150 Jahren – seit dem Einsetzen einer kritisch-
wissenschaftlichen Kunstgeschichtsforschung in Österreich – ganz beträchtlich.
Die Einstellung der Forscher reichte von einem zuerst noch romantisch mo-
tivierten Interesse an den vaterländischen Altertümern während der Biedermeier-
zeit über eine neue Welle archäologischer Begeisterung und Entdeckerfreude in
den achtziger-Jahren des 19. Jahrhunderts bis zur sammelnden und archivierenden
Datenerfassung und Bestandsaufnahme für die kunsttopografische Forschung
im Dienst der Denkmalpflege ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Während
es auf dieser Basis zunächst zu einer immer stärkeren sachlichen Objektivierung
der Befunde kam , wurden mit einem Mal auch höchst gewagte , heute spekula-
tiv erscheinende Theorien und Gedankensysteme aufgestellt , die vor allem in der
Zwischenkriegszeit der zwanziger und dreißiger-Jahre des 20. Jahrhunderts wirk-
sam wurden. Daneben gab es eine nicht geringe Anzahl von Kunsthistorikern , die
der österreichischen Baukunst des Mittelalters überhaupt keine Bedeutung abge-
winnen konnten. Sie waren der Auffassung , dass es sich in diesem geografischen
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur