Page - 13 - in Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
Image of the Page - 13 -
Text of the Page - 13 -
13Zur
Forschungslage
waren. Die Forschungen standen , wie zu dieser Zeit oft , im Zusammenhang mit
der Tätigkeit der staatlichen Central Commission für Denkmalpflege , die bis 1867
zentralistischen Charakter hatte und die sich noch im Jahr 1866 mit so weit vonei-
nander entfernten Orten der Monarchie wie Venedig und Krakau gleichzeitig zu
befassen hatte. Ab 1867 wurde eine gleichartige Behörde in Budapest für die Län-
der der Stephanskrone eingerichtet und Wien blieb nur mehr , für die im Reichstag
vertretenen Königreiche und Länder zuständig. Für die internationale Stellung der
österreichischen Kunstgeschichtsforschung noch bedeutender als Gustav Heider
oder Freiherr von Sacken war zweifellos Rudolf von Eitelberger. Seine wichtigste
Leistung der mittelalterlichen Architekturgeschichte Österreichs war die Heraus-
gabe des zweibändigen Werkes Mittelalterliche Kunstdenkmale des österreichischen
Kaiserstaates ( Stuttgart 1858–1860 ). Unter der Herausgeberschaft Eitelbergers ha-
ben an diesem Werk auch Gustav Heider und Eduard v. Sacken mitgewirkt. Erst-
mals wurde in dieser Publikation eine Fülle von Plan- und Detaildarstellungen
einzelner Objekte vorgelegt ; die herangezogenen geschichtlichen Grundlagen wa-
ren wissenschaftlich fundiert ausgearbeitet. In seinem Beitrag über das Kloster
Heiligenkreuz legte der Historiker Josef Feil ganz neue Forschungsergebnisse vor ,
die auch heute noch Anregungen für weiterführende Untersuchungen bieten kön-
nen. Mittels Stilvergleichen wurden Datierungsversuche unternommen , die selbst
im Licht neuester Forschungen vielfach nicht allzu verfehlt erscheinen.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden zwei Hauptrichtungen in
der Auseinandersetzung mit der mittelalterlichen Architekturgeschichte Öster-
reichs deutlich. Einerseits suchte man aus der Fülle der bereits einzeln erfassten
und beschriebenen Bauten Zusammenhänge herzustellen. Eine der ersten Thesen
dieser Art wurde von Wilhelm Anton Neumann ab 1903 mit seiner Studie Über
schottische Kirchenportale in Österreich Ungarn10 und 1909 in noch wesentlich er-
weiterter Form11 aufgestellt. Neumann untersuchte dabei Zusammenhänge einer
bestimmten Dekorationsform der Baukunst des 13. Jahrhunderts , indem er Por-
tale verglich , die mit geometrisch gestalteten Zierleisten ausgestattet sind. 1915
griff Richard Kurt Donin , einer der produktivsten , aber auch der in seinen In-
halten problematischsten Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts in Österreich , die
Theorien Neumanns auf12 und entwickelte sie über Jahrzehnte zu einem umfang-
reichen Gedankensystem von postulierten Bauhütten und Bauschulen13. 1923
griff auch der prominente deutsche Kunsthistoriker Richard Hamann die The-
sen Neumanns und Donins auf und formulierte seine umfangreiche Theorie von
der normannischen Invasion in der deutschen Baukunst des 13. Jahrhunderts14. In
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur