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Die Bautätigkeit unter den Markgrafen und Herzogen von Österreich 27
DIE VORAUSSETZUNGEN IM
12. JAHRHUNDERT
DIE BAUTÄTIGKEIT UNTER DEN MARKGRAFEN UND
HERZOGEN VON ÖSTERREICH
Klosterneuburg , Oberranna , Gars , Heiligenkreuz , Thernberg ,
Scheiblingkirchen , Zwettl , Kleinmariazell , Wien – Schottenstift
Als man 1996 mit großem Aufwand und Nachdruck das Millennium Österreichs
feierte , wurde vielfach übersehen , dass für den modernen Historiker nichts un-
zutreffender wäre , als das Gebiet des heutigen Österreich im Mittelalter so wie
im Geschichtsatlas in Karten mit Gebieten von einheitlicher Flächenfärbung
darzustellen. Die politischen Verhältnisse waren – vor allem im Frühmittelal-
ter – überaus kompliziert strukturiert , sie sind besser zu veranschaulichen durch
ein Gedankenmodell vielschichtiger Beziehungsgeflechte. Einzelne Machthaber
besaßen mehr oder weniger zusammenhängende Besitzungen oder Einflussgebie-
te , doch kann man diese nicht mit einem großflächig geschlossenen dynastischen
Territorialbesitz vergleichen. Im heutigen Oberösterreich etwa mischten sich Ge-
biete , die den Babenbergern gehörten , mit steirischen Besitzungen. Die Steier-
mark wurde unter den Markgrafen von Wels-Lambach sowie unter den ersten
Otakaren vom Traungau aus verwaltet. Selbst Niederösterreich unterstand nicht
zur Gänze den Babenberger Markgrafen : Es gab im Nordwald , dem heutigen
Waldviertel , noch lange Zeit unabhängige Besitzungen der Grafen von Playen-
Hardegg. Das südliche Niederösterreich , die Mark Pitten mit Gebieten diesseits
und jenseits des Semmerings , gehörte bis 1158 den Grafen von Formbach. Vie-
le Gebiete im heutigen Österreich waren durchsetzt von Streubesitzungen deut-
scher Bistümer. So bezeichnet die immer wieder zitierte Urkunde von 996 , auf
die sich das Millennium Österreichs bezog , große Besitztümer , die das Bistum
Freising in Niederösterreich hatte. Bamberg und Würzburg hatten in Oberöster-
reich Streubesitz , das Patriarchat Aquileia besaß Gebiete in der Steiermark. Das
Verhältnis der diversen Lehensträger , die unter den Namen serviens , miles oder
ministerialis in den Urkunden erscheinen , war durch persönliche Abhängigkeit
und Gefolgschaftsverhältnisse untereinander gekennzeichnet. So konnte der Ba-
benberger Ernst von Österreich einerseits Markgraf sein , andererseits gegenüber
dem König wieder nur miles , wie eine Urkunde von 1074 aussagt94.
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur