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Die Voraussetzungen im 12.
Jahrhundert28
Die Länder des heutigen Österreich hatten im Mittelalter eine ganz unterschied-
liche eigene Geschichte. Abgesehen vom heutigen Burgenland , das als Gebiet jen-
seits der Reichsgrenze an der Leitha zum Königreich Ungarn gehörte , waren alle
übrigen Länder Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches , allerdings in sehr un-
terschiedlicher , untereinander durchaus nicht eng verbundener Weise. Die Macht
in Tirol teilten sich die Bischöfe von Trient und von Brixen , die die Würde von
geistlichen Reichsfürsten innehatten. Die Burggrafen von Tirol gewannen erst im
12. Jahrhundert politischen Einfluss95. In Vorarlberg herrschten seit karolingischer
Zeit die Grafen von Rätien96. Das Fürsterzbistum Salzburg hatte schon seit der Ka-
rolingerzeit großen Eigenbesitz in Salzburg , aber auch Streubesitz in Kärnten und
in der Steiermark97. Kärnten war andererseits seit dem Reichstag von Regensburg
im Jahre 976 ein von Bayern abgetrenntes eigenes Herzogtum , dessen Herrschaft
1122 von den Eppensteinern an die Spanheimer überging98. Niederösterreich und
Teile Oberösterreichs gehörten als östliche Grenzmark zu Bayern und unterstanden
den Babenbergern99. 1156 erhob Kaiser Friedrich I. Barbarossa Österreich zum Her-
zogtum und belehnte den Babenberger Heinrich II. Jasomirgott als Herzog. Die
Steiermark , die ursprünglich als Karantanenmark ebenfalls dem Herzogtum Bay-
ern lehenspflichtig gewesen war , agierte unter den Otakaren im 12. Jahrhundert
schon weitgehend unabhängig und wurde 1180 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa
selbst zum Herzogtum – gleichrangig mit Bayern , Kärnten und Österreich – erho-
ben. Durch den Erbvertrag von 1186 – die Georgenberger Handfeste – fiel die Steier-
mark nach dem Tode Otakars IV. im Jahre 1192 an die Babenberger100.
Weitaus übersichtlicher und für die kulturgeschichtliche Entwicklung der
Gebiete des heutigen Österreich im Mittelalter auch viel relevanter als die kom-
pliziert vernetzten besitzgeschichtlich-politischen Verhältnisse war die kirchen-
rechtliche Struktur , die Diözesangliederung der österreichischen Länder. Bereits
in vorkarolingischer Zeit , als die Agilolfinger noch das Herzogtum Bayern be-
herrschten , ordnete der heilige Bonifatius als päpstlicher Legat im Jahre 739 die
Diözesaneinteilung Bayerns und errichtete in Salzburg die Metropolis dieses Ge-
bietes , dem die ganze bayrische Kirchenprovinz unterstehen sollte. Nach Über-
windung der Awaren durch Karl den Großen ( 791 ) legte der König die Grenzen
für die Missionstätigkeit der Bischöfe nach Osten hin fest. Salzburg erhielt dabei
das Expansionsrecht in den Alpenländern bis nach Südungarn. Dagegen bekam
das seit 715 bestehende Bistum Passau , welches aber seit 798 dem Erzbistum Salz-
burg hierarchisch unterstellt war , die Ostmission in den Donauländern übertra-
gen. Nach Vertreibung der im frühen 10. Jahrhundert eingedrungenen Magyaren
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur