Page - 33 - in Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
Image of the Page - 33 -
Text of the Page - 33 -
Die Bautätigkeit unter den Markgrafen und Herzogen von Österreich 33
ren , hielt man es für möglich , dass auch in
Klosterneuburg diesem Gestaltungsvorbild
deutscher Kaiserdome gefolgt wurde. Man
meinte , die bautechnische Errungenschaft
der Einwölbung so wie bei den Kaiserdo-
men aus Oberitalien ableiten zu können.
Rudolf Kautzsch hat Übereinstimmungen
zwischen Speyer und San Michele in Pavia
nachgewiesen112 , Georg Dehio wies auf die
Ähnlichkeit der Zwerggalerien unter über-
greifenden Bogen zwischen Klosterneuburg
und dem Dom von Modena hin113. Renate
Wagner-Rieger vertrat die Ansicht , dass die
Seitenschiffe in Klosterneuburg von Anfang
an gewölbt waren und dass man auch Mit-
telschiff und Querhaus einzuwölben beab-
sichtigt habe , was aber vielleicht erst nach
einem Brand von 1158 durchgeführt werden
konnte114. Wagner-Rieger begründete ihre
Annahme damit , dass Leopold III. in sei-
nem Versuch , seine Herrschaft durch Be-
züge auf die deutschen Kaiserdome zu legi-
timieren , einen Wölbebau im Sinn gehabt
haben musste115. Adalbert Klaar vertrat da-
gegen die Meinung , dass die gesamte Klos-
terkirche – selbst nach 1158 – flach gedeckt
gewesen sei und dass man Gewölbe überhaupt erst um 1330 eingezogen habe.
Unter dem barocken Stuck ist im nördlichen Querhausflügel noch ein mittel-
alterliches Kreuzgewölbe erhalten , von dem jedoch nicht gesichert ist , ob es auf
den Ursprungsbau oder auf eine spätere Umbauphase zurückgeht116.
Bereits 1975 erkannte Adalbert Klaar , dass in den Überresten einer Empore im
Westen des Langhauses sowie in der Gestaltung des südwestlichen Turmerdge-
schosses der Bestand einer Herrscherempore erhalten sei117. Neuere Freilegungen
unter Floridus Röhrig und Hansjörg Ubl brachten die Nordostecke eines Baukör-
pers zutage , der zu einer Emporenkapelle von beachtlichem Rauminhalt gehört hat
und über die Flucht der Langhausmauern weit nach Norden vorsprang118. Urkund-
Abb.
3 : Südliche Seitenschiffapsis der Stiftskirche Klos-
terneuburg
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur