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Die Voraussetzungen im 12.
Jahrhundert50
einem Brand wiederherstellen. Obzwar der Abt der Junggorzer Reformgruppe an-
gehörte , bezeichnet der Chronist seine Reformen als cluniazensisch ( … ruina mo
nasterii liberaliter restauratur , assumptis consuetudinibis Cluniacensibus ) , was sich
durchaus auch auf die Gestaltungsform des Wiederaufbaus beziehen kann181.
Auf den ersten Blick scheint zwischen den Bilddarstellungen der Stiftskirche
Göttweig und den Anlagen von Eggenburg , Baden und Kremsmünster ein ty-
pologischer Widerspruch zu bestehen , repräsentiert doch Göttweig in der Nach-
folge des Passauer Pilgrimdoms die Deszendenz imperialer Baugedanken im
Westwerkmotiv , während Kremsmünster den kirchenpolitischen Gegenpol , die
papsttreue Gesinnung der Cluniazenser , verkörpert. Ein anderer Bau aus dieser
Zeit belegt allerdings die Austauschbarkeit dieser Baukonzepte : Die Klosterkirche
von Lambach , eine Stiftung Bischof Alberos von Würzburg , geweiht 1089 , besitzt
eine mehrgeschossige Westwerkanlage mit Emporenkapelle und Turmpaar , hatte
also ähnliche Eigenschaften wie die aus den mittelalterlichen Bildzeugnissen re-
konstruierte Vorstellung der Stiftskirche Bischof Altmanns in Göttweig. Albero
von Würzburg war ein Freund und Gesinnungsgenosse Bischof Altmanns und ein
entschiedener Anhänger des Papsttums im Investiturstreit182. Es wird noch weite-
rer eingehender Forschungen bedürfen , um restlos zu klären , inwieweit es eigen-
kirchenrechtliche Ansprüche der Gründerbischöfe waren , die in diesen Fällen zur
Errichtung von Westwerken geführt haben.
Wien , St. Stephan
Allmählich begann das bis dahin konkurrenzlos auftretende Bistum Passau die er-
starkende weltliche Macht der Markgrafen von Österreich zu spüren. Der Versuch
Markgraf Leopolds III. , in Klosterneuburg ein eigenes Landesbistum zu errichten ,
wurde von Passau gemeinsam mit Salzburg erfolgreich abgewehrt. Dennoch sah
sich Passau veranlasst , mit einer Reihe von Gegenmaßnahmen seine Besitzungen
und Rechte in Österreich abzusichern. Die damalige Pfarrkirche St. Peter in Wien
stand unter der Vogtei des Markgrafen von Österreich. Bischof Reginmar von
Passau ( reg. 1121–1138 ) tauschte dieses Eigenkirchenrecht mit den Babenbergern
gegen Grundbesitz , und von nun an konnte Passau über die bevölkerungsreichs-
te Pfarre an der Donau gebieten. Zugleich begann Reginmar außerhalb der da-
mals noch bestehenden römerzeitlichen Mauern des antiken Vindobona auf dem
Rossmarkt den Bau einer neuen Wiener Pfarrkirche , die dem Passauer Diözesan-
patron St. Stephan geweiht werden sollte. Laut neuesten Grabungsergebnissen183
bestand an dieser Stelle bereits ein älterer Vorgängerbau. Frühere Ausgrabungen ,
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur