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Die Voraussetzungen im 12.
Jahrhundert70
nen , das Erzstift war in einem desolaten Zustand.
Kardinalerzbischof Konrad III. setzte nun seiner
Regierung das bedeutendste Denkmal , indem
er im Jahre 1181 den Wiederaufbau des Doms in
den Stilformen der Spätromanik beginnen ließ.
Anlass für den Baubeginn warrn die Auffindung
und feierliche Erhebung der Gebeine des heili-
gen Gründerbischofs Virgil am 18. Februar 1181
an der Nordmauer des Doms. Der Neubau wur-
de mit einer Länge von 110 m , einem Querschiff
von fast 50 m Ausladung , einer Mittelschiffhöhe
von 30 m und einer rekonstruierten Höhe des
Vierungsturmes von 48 m der bei Weitem größ-
te Kirchenbau seiner Zeit in Süddeutschland.
Im Erzbistum Mainz , das Kardinal Konrad zu-
vor geleitet hatte , und bei seinen Aufenthalten
in Frankreich und Italien hatte der Erzbischof
mannigfache Anregungen empfangen , um ei-
nen so gewaltigen Dombau wagen zu können251.
Dynastische Gründe waren wohl dafür maßgeb-
lich , dass der Dombau Konrads III. als eine Herzogskathedrale verstanden werden
konnte , wie Hans Sedlmayr hervorgehoben hat252 – ähnlich wie im Frühmittelal-
ter schon Herzog Tassilo III. den Dombau Bischof Virgils in der Absicht gefördert
hatte , eine Herzogskathedrale der Agilolfinger entstehen zu lassen. Bezeichnend
ist jedenfalls , dass man auch unter Konrad III. auf den alten Umfassungsmauern
aufbaute , die noch bis auf den Virgildom zurückgingen , so als wollte man auf den
gesicherten alten Fundamenten der Frühzeit anschließen. Auch der Altbestand des
nun schon wahrzeichenhaft gewordenen Westturmpaares , das inzwischen ähnli-
che Vorbildwirkung angenommen hatte wie das des Passauer Pilgrimdoms , wurde
in den Neubau mit übernommen.
Die theoretische Rekonstruktion von Hermann Vetters , wonach der Dom
Konrads III. ein fünfschiffiges Langhaus besessen und solcherart als Zitat der al-
ten fünfschiffigen Peterskirche in Rom die besondere Vorrangstellung der Metro-
politankirche der bayrischen Kirchenprovinz betont habe ( Abb. 17 b )253 , wurde
von Fritz Moosleitner254 und anderen bestritten , ist aber keineswegs zwingend
widerlegt und wird auch gegenwärtig wieder von Rudolf Koch255 vertreten. Of-
Abb.
17 a und b : Rekonstruktion des Doms in
Salzburg im Bauzustand der Zeit des Erz bischofs
Konrad III. nach F. X. Pagitz
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur