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Die Voraussetzungen im 12.
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ben und Stufenkanten entspricht. An jeder Portalseite sind den Gewändestufen
drei Portalsäulen eingefügt , von denen die äußerste im Steinverband mit den Ge-
wändeflanken aufgemauert ist , während die übrigen en délit eingesetzte Schäf-
te besitzen. In der Stufenabfolge ist kein regelmäßiger Wechsel von Säulen und
Pfostenkanten eingehalten , da im mittleren Bereich zwei Pfostenstufen direkt
aufeinander folgen. Den äußersten Rahmen des Portals bilden Säulen , die zu-
gleich als Dienste des Kreuzrippengewölbes der Portalvorhalle dienen. Im Bereich
der Kapitelle sind diese Gewölbeträger durch schräg gestellte Kämpfergesimse
mit den Gewändesäulen verschränkt ; sie stehen mit dem Portalgewände auch
im Quaderverband. Durch Einbeziehung dieser Dienste entsteht eine insgesamt
äußerst reiche Gliederung des breit angelegten Stufenportals , die sich an den bei-
derseits zehn Stufen des durchlaufenden Sockelprofils ablesen lässt. Am Gewände
bestehen allerdings auffallende Unregelmäßigkeiten , die auf nachträgliche Verän-
derungen schließen lassen. Das verkröpfte Kämpfergesims der inneren Portalsäu-
len besteht aus einer Abfolge von umgekehrt eingemauerten Sockelprofilsteinen
mit angearbeiteten Basen. Zwei heute seitlich vor dem Portal aufgestellte romani-
sche Löwenfiguren gehörten wahrscheinlich zur ursprünglichen Portalgestaltung.
Die starke Vertikalisierung der Bauglieder , sowohl der gekehlten Gewände-
stufen als auch der Portalsäulen , sowie die Verschränkung der Portalgestaltung
mit dem Kreuzrippengewölbe der Vorhalle weisen auf eine Entstehung des Portals
nach 1200. Das Portal steht in stilistischem Gegensatz zum 1164 geweihten Lang-
haus der Klosterkirche : Während dieses in der strengen Ausführung der Würfel-
kapitelle sowie in den charakteristischen Zierleistenrahmungen der Arkaden enge
Übereinstimmungen mit Elementen der Hirsauer Reformbaukunst aufweist , die
über Hamersleben vermittelt wurden und der Reformgesinnung des Salzburger
Erzbischofs Konrad I. entsprachen , war das Stufenportal mit seinem gesteiger-
ten Repräsentationsanspruch Ausdruck jener Bestrebungen , die unter Erzbischof
Eberhard II. von Regensberg ( reg. 1200–1246 ) im Jahr 1218 zur Errichtung eines
Salzburger Eigenbistums in Seckau führten.
St. Lambrecht
Im Benediktinerkloster St. Lambrecht , das im 11. Jahrhundert von den Eppen-
steinern gegründet worden war , wurden bei Restaurierungen in den Jahren 1974–
1976 Teile des Westportals der Stiftskirche und das mit figürlichen Skulpturen
geschmückte Kreuzgangportal freigelegt268. Das Stufenportal des Kreuzgangs
besitzt beiderseits je zwei Gewändesäulen , die über einem verkröpften steil pro-
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur