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87Die
Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
tung des Querhauses von Heiligenkreuz in Angriff genommen hatte oder dass
sein Sohn diese Erweiterung der Klosterkirche als ein Sühneopfer für das Seelen-
heil seines Vaters beginnen ließ , dass das Werk aber dann durch den baldigen Tod
Herzog Friedrichs I. am Kreuzzug von 1198 unvollendet blieb.
Lilienfeld , Stiftskirche
Die Stiftung und der Bau des Zisterzienserklosters Mariental in Lilienfeld wa-
ren ein wichtiges persönliches Anliegen des Babenbergerherzogs Leopold VI. , der
nach dem Tode seines älteren Bruders Friedrich I. im Jahre 1198 die Herrschaft
in Österreich antrat. Zuvor hatte er bereits seit 1195 als Herzog der Steiermark
regiert , wie dies von seinem Vater Leopold V. verfügt worden war. Die Wahl des
Stiftungsortes des Klosters in Lilienfeld an einem wichtigen inneralpinen Verbin-
dungsweg zwischen der Steiermark und Niederösterreich kann als politische Ma-
nifestation für die nunmehr bestehende Personalunion der beiden
Herzogtümer unter Leopold VI. angesehen werden293. Der Stif-
ter bestimmte die Kirche des von ihm im Jahre 1202 gegründe-
ten Klosters auch zu seiner künftigen Grabstätte , wodurch er die
Haustradition unterbrach , nach der Heiligenkreuz zur Familien-
grablege erwählt worden war ( Abb. 26 ). Das Kloster in Lilienfeld
wurde von Mönchen aus der Zisterze Heiligenkreuz besiedelt , die
der Urgroßvater des Stifters gegründet hatte ; damit war Lilienfeld
gleichzeitig mit dem Primärkloster Morimond , dem Mutterkloster
von Heiligenkreuz , verbunden , was sich auf die Wahl des Baupla-
nes der Klosterkirche auswirken sollte ( Abb.
27 ).
Wie Bernd Nicolai aufgrund detaillierter Bauuntersuchungen
dargelegt hat294 , erfolgte die Errichtung von Stift Lilienfeld in vier
eng aufeinanderfolgenden Bauetappen. In der ersten Bauphase ent-
stand – zusammen mit den Umfassungsmauern des östlichen Klos-
tertrakts , der wahrscheinlich schon 1206 vom conventus formatus
bezogen werden konnte295 – das Querhaus , dessen ursprüngliche
Detailformen , wie ein altertümlicher Schuppenfries am Außenbau
und Gewölbe im Südflügel sowie im Bereich der Vierung , erhalten
geblieben sind. Die im Aufriss spitzbogige Einwölbung erfolgte mit
Abb.
26 : Darstellung von Herzog Leopold VI. mit Ansicht der Stiftskirche Lilien
feld. Bemaltes Glasfenster in der Stadtpfarrkirche Steyr
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur