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93Die
Bautätigkeit Herzog Leopolds VI.
ra nahm Friedrich II. auch an der Konse-
kration von Kirche und Kloster in Lilien-
feld am 30. November 1230 teil314.
Fertigzustellen waren bis zur Bauvol-
lendung noch die Gewölbe im Langhaus
der Klosterkirche im Bereich der westli-
chen sechs Travées. Dieser vierte und letzte
Bauabschnitt scheint eine längere Verzöge-
rung erfahren zu haben. Die von Bischof
Otto von Passau erst im Jahre 1263 vor-
genommene Weihe betraf die letzten drei
Altäre der Kirche , darunter den Kreuzal-
tar westlich des Lettners315. Wie der Bau-
befund zeigt , hat man bereits bei der Er-
richtung des östlichsten , hallenförmigen
Langhausjochs berücksichtigt , dass das westlich anschließende nächstfolgende
Gewölbejoch basilikalen Querschnitt haben sollte : Ein kleines ursprüngliches
Rundbogenfenster mit Schräggewände aus der ersten Bauphase öffnet sich in der
Westmauer des südlichen Hallenjochs über die niedrigeren Seitenschiffgewöl-
be hinweg ( Abb. 29 , 33 )316. Dies widerlegt die Annahme317 , dass erst im letzten
Baustadium ein Planwechsel von einem ursprünglich zur Gänze als Halle geplan-
ten Langhaus zu einem basilikalen Raumquerschnitt erfolgt sei. Wahrscheinlich
hatte die Gestaltung der östlichsten Travée des Langhauses als Halle liturgische
Gründe : Dieses Langhausjoch wurde als Vorchor zur Vergrößerung des Bereichs
für das Chorgebet der Priestermönche in diesen mit einbezogen , der das Presby-
terium und das Querhaus umfasste und gegenüber dem für die Konversen be-
stimmten Teil des Langhauses durch den Lettner abgegrenzt war.
Das Grundrissschema der Stiftskirche Lilienfeld entstammte zweifellos or-
densspezifischen Entwurfskonzepten der Zisterzienser. Die Disposition folgte
einem Plan , wie er für den zweiten Bauzustand der Kirche von Morimond , des
Primärklosters der Filiation Lilienfeld , Verwendung gefunden hatte und ähnlich
auch in den Zisterzienserkirchen von Ebrach ( ab 1200 ) , Walkenried ( ab 1209 ) ,
Dore Abbey ( vor 1210 ) und Riddagshausen ( ab 1216 ) angewandt worden war. Es
ist daher damit zu rechnen , dass die Planer der ersten Bauphase der Stiftskirche
Lilienfeld französische Bauleute aus dem Zisterzienserorden waren. Auch die Li-
lienkapitelle im Südquerhaus , die bereits aus der frühesten Bauzeit stammen , wei-
Abb.
33 : Aufrissschnitt durch ein basilikales Joch des Lang
hauses und den nördlichen Kreuzgangflügel
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur