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Die Bautätigkeit unter Herzog Friedrich II. dem
Streitbaren298
nografische Gemeinschaft von crux gemmata und Lebensbaum ist bereits aus früh-
christlicher Zeit belegt , wie in den Wandmalereien im Baptisterium der Katakom-
be des Ponzian an der portuensischen Straße in Rom990. Eine Verbindung der
Darstellung eines monumentalen , verzierten Kreuzes mit einem Reben tragenden
Weinstock erscheint an einem Relief an der Westfassade der Heilig Kreuz Kirche
von Achtamar in Armenien aus dem späten 10. Jahrhundert991. Diese Motivkom-
bination dürfte durch die Kreuzfahrer ins Abendland gebracht worden sein.
Die Annenkapelle auf Burg Starhemberg als Schrein für die Dornenkronen-
reliquie , die Kreuzkapelle auf dem Karner in Stift Heiligenkreuz , der elfeckige
Tullner Karner und das Tympanonrelief der Michaelerkirche mit der crux gem
mata zeigen , dass die Gedanken Friedrichs des Streitbaren in seinen letzten Re-
gierungsjahren eng auf die Kreuzzugsidee fixiert waren. Im Unterschied zu seinem
Vater , Großvater , Großonkel und Urgroßvater992 hatte Herzog Friedrich II. selbst
an keinem Kreuzzug teilgenommen , es liegt jedoch die Annahme nahe , dass er
die Teilnahme an einem künftigen Kreuzzug plante , welchen vor allem König
Ludwig IX. von Frankreich nachdrücklich propagierte993.
Der Deutsche Orden an der Pilgerstraße nach Süden
Eine herausragende Rolle unter den Jerusalem-Bezügen dieser Zeit spielten die
Präsenz und die Aktivität des Deutschen Ordens in Österreich. 1127 / 1128 hatten
deutschsprachige Mitglieder der 1099 gegründeten Spitalsbruderschaft der Jo-
hanniter im Südwesten der Altstadt Jerusalems ein Hospital zu Betreuung deut-
scher Kreuzfahrer und Pilger gegründet. Johannes von Würzburg , der in den
sechziger-Jahren des 12. Jahrhunderts Jerusalem besuchte , beschreibt dieses der
hl. Maria geweihte Spital , das mit einer Kirche verbunden war. 1187 / 1188 ging
den lateinischen Christen diese Besitzung mit der Eroberung Jerusalems durch
Saladin so wie die anderen Heiligen Stätten verloren. 1968 konnte das Hospital
St. Mariens vom Deutschen Haus in Jerusalem ausgegraben und archäologisch un-
tersucht werden994.
Bei der Belagerung von Akkon während des Dritten Kreuzzugs errichteten
Kreuzfahrer aus Bremen und Lübeck 1189 / 1190 ein Feldspital , das auch nach der
Eroberung der Stadt bestehen blieb995. Zur Erinnerung an das verloren gegange-
ne deutsche Spital in Jerusalem nannte sich die Fraternität Fratres hospitalis sanc
tae Mariä Theutonicorum Ierosolimitanorum. Es blieb nun Ziel der Gemeinschaft ,
nach einer angestrebten Rückeroberung der Heiligen Stadt das Haupthaus der
Hospitalgemeinschaft in Jerusalem wieder zu errichten996. Das deutsche Spital
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur