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Die Bautätigkeit unter Rudolf I. und Albrecht I. von
Habsburg382
Neustadt erst im Jahre 1250. Die Dominikaner siedelten sich südlich des Ungartors
innerhalb der östlichen Stadtmauer an. Aufgrund ungünstiger finanzieller Verhält-
nisse1264 wurde der Bau der Klosterkirche erst mit beträchtlicher Verspätung in
Angriff genommen. Das dreischiffige , fünfjochig gewölbte Langhaus wurde nach
dem von Richard Kurt Donin vorgenommenen Stilbefund zwischen 1275 und 1300
errichtet1265. Die Annahme Donins , dass das Langhaus der Kirche zuerst basili-
kalen Raumquerschnitt hatte und erst 1452 in eine Halle umgebaut wurde , konn-
te durch Heike Schneider widerlegt werden , die im Bereich des Dachbodens über
den bestehenden Gewölben des 15. Jahrhunderts die Abdrücke der Schildbogen ur-
sprünglicher Seitenschiffgewölbe in Hallenhöhe feststellte1266. Damit ist neben der
Dominikanerinnenkirche in Tulln eine weitere dreischiffige Halle einer Mendikan-
tenkirche aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts in Österreich nachgewiesen.
Der dreijochige Langchor mit Fünfachtelschluss der Dominikanerkirche
Wiener Neustadt ist nach Richard K. Donin um 1300 entstanden1267. Die aus
Rundstäben geformten dreibahnigen Maßwerkfenster des Chors zeigen enge
Übereinstimmungen mit den Maßwerken des Hallenchors von Heiligenkreuz.
Bemerkenswert an dem Chorbau ist der Umstand , dass die polygonale Apsis die
Stadtmauer durchbricht , der an dieser Stelle ein Zwinger vorgelagert war. Mögli-
cherweise veranlasste eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation die Domini-
kaner dazu , den Chorbau ihrer Kirche größer auszuführen , als ursprünglich ge-
plant war. Da zu dieser Zeit das Hallenlanghaus bereits stand , war es notwendig ,
zur Ausführung des Projekts die ebenfalls schon bestehende Stadtmauer teilweise
abzubrechen. Obwohl mit dem durchfenstert vorspringenden Chor eine bedenk-
liche Schwachstelle in der Stadtbefestigung entstand , bemühte man sich , den
Bau an die Verteidigungsfunktionen anzupassen , indem man einen Wehrgang
um die Apsis führte , der an den Strebepfeilern Durchgangsöffnungen in Höhe
der Fenstersohlbank erhielt1268. Abb.
219 a und b :
Grundriss und Auf
rissschnitt der ehem.
Clarissinnenkirche in
Dürnstein
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Title
- Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
- Author
- Mario Schwarz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78866-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur