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Das
Weichselbachthaleö oder besser gesagt der Schlucht, anf deren G»u»de
der Weichselbach in das Fuschcrthal binabbraust, aufwärts.
Da erblicken wir an einem Vorsprungc dcs Weges uock ctwas
über uns, ein Kruzifir uud darunter eine Bank.
Wir eilen hinan und es erschließt sich nns ein zweifaches, ganz
verschiedenes Bild. Das Krnzifir steht nach der frommen Salzburger
Sitte an der Scheidcccke zweier Thäler, dort wo man in beide hinab-
blickt, und so gewahren wir nebst dem uns schon bekannten Theile von
Fusch zum ersten Male St. Wulfgang am Weichselbach auf einer
kleinen Wiesenfläche über der nahen Schlucht des Weichselöaches. Von
dem Hochgebirge, welches sich als riesige Mauer über dem Weichsel-
bachthale auf drei Seiten mit seinen Spitzen, und zwar dem Empach-
hom, der hohen und niederen Oauiöburg, dcm Mitterberg, Schwarz-
köpf, Königstuhl im Süden, der Neichselbachhöhe im Osteu, dem Kühtar«
topf, Kreuzkopf und Kasereck im Norden aufbaut, sind von unserem
Standpunkte aus nur das Empachhorn, der Eckpfeiler des Slidzuges
gegen das Fuscherthal, dann die Gamsbura, und das Mittcrkar sichtbar.
Wenden wir jedoch den Blick von der Klamm dcs sfuschcrthalcs
etwas gegen Westen, so setzt uns ein anderer ungleich erhabenerer neuer
Anblick in Staunen, Hier hat über den nahen Vorbergen, die sie biOcr
verdeckt hatten, die Spitze dcs mehr als I1„'>NN W. ss. hohcu Wies-
bachhorns emporgetaucht. Kaum eine Meile in der Luftlinie von uns
entfernt sind die Schneeflächen und Eisnsfe und die senkrechten Fels«
wände des nach Süden zu geneigten Hornes genau zu unterscheiden,
und sie geben dem ohnehin nur im obersten Theile zur Pyramidenfonu
sich zuspitzenden, tiefer unten jedoch massenhaft gestalteten Berge ein
wahrhaft drohendes Aussehen. Schreiten wir weiter, so liegen bald
die Gebäude des Bades ganz nahe vor uns, und gleich darauf langen
wir bei ihnen an, nachdem wir I ' / , Stunden vom Dorfe bis herauf
zugebracht hatten.
Wenn wir uns jetzt iin Bade selbst umsehen, so finden wir, daß
es aus vier Häusern, der Kapelle und einigen Nebengebäuden der ersteren
besteht. Das interessanteste Haus bleibt das alte Babhaus. Der höl-
zerne, zwei Stock hohe Bau, beiläufig 150 Jahre alt, ist das älteste
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Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918