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Ersteigung de« großen Wiesbachhorns. 87
nienen Wege. Man müßte dann von deni Fuscherthale aus entweder
über den Gletscher Hochgruber zur Glockerin zu gelangen suchen, sollte
derselbe aber wegen seines großen Gletscherbruches nicht zu überschrei-
ten fein, so wäre die Aufgabe aus dem Kaferthale auf das Bockkar
emporzusteigen, dann hinter der hohen Dock nordlich zur Glockerin vor-
zudringen. Darin stimmten Alle überein, daß dieser Weg jedenfalls
weiter sei als der bisher benutzte des alten Zänker.
Ich wollte zuerst wirklich diesen Rückweg nehmen. Allein während
unseres Aufenthaltes auf der Spitze hatte sich Nebel über dem Heili-
genbluter Tauern gezeigt und sich allmälig über das Fuscherthal hin-
gezogen. Uns verbarg er bald den Anblick des Fuscherthales, jenen
Bekannten aber, welche uns auf der Spitze zu erblicken hofften, fchien
er von unten gesehen auf der Spitze selbst aufzusitzen. Dieser Nebel
war seitdem bedeutend in die Höhe gestiegen und nahte sich schon den
Gletschern. Auch hatten mehrere aus der Gesellschaft nur geringe
Lust den Rückweg von der Einsattlung weg mit einem mindestens ein-
stündigen Bergansteigen auf die Spitze der Glockerin zu beginnen.
Unter solchen Umständen verzichtete ich auf die Entdeckungsfahrt
und es blieb beim alten Wege.
Der Firn war noch erträglich hart, doch zum Abrutschen mit
Hilfe des Bergstockes, dem sogenannten Abführen, nicht mehr fest genug.
Wir kamen dennoch rasch abwärts und zum Felsdurchbruche zunächst
dem Kapruner Sattel. Schon früher hatte ich auf der Schneide etwa
10.L0N Fuß hoch eine lebende Biene auf dem Schnee angetroffen.
Hier auf dem Felsdurchbruche fiel uns ein Schmetterling auf, es schien
mir eine Vu,ne5«a ru-tioaß zu sein, der sich munter darüber herum-
tummelte.
Wir hatten uns wieder mittelst des Seiles aneinander befestigt,
es jedoch der leichtern Beweglichkeit halber blos um die linke Hand
mit einer doppelten Schlinge gebunden, und diese Vorsicht bewahrte
sich bald als höchst zweckmäßig. Je tiefer wir kamen, desto weicher
fanden wir den Schnee und desto gefährlicher die Klüfte.
So wie ich selbst gleich Anfangs in eine Art Bergschrund, so
sanken auch die Gefährten einer nach dem andern mehr oder minder
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918