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Ersteigung des großen Wicsbachhoriis.
Kranz aus I/eopoäiuin glHlltnin und Alpenrosen, Die Ueberraschung
gelang, wie selten eine ähnliche, durch das Sinnige der ganzen An-
ordnung, nnd ich kann keinen bessern Beweis meiner Freude darüber
geben, als indem ich die Gelegenheit benutze, jetzt nach geraumer Zeit
den unbekannt gebliebenen Veranstaltern und Veranstalterinnen — denn
daß hiev, wo die Blumen die Hauptrolle spielten, die Hand der Frauen
thätig war, ist wohl nicht zu bezweifeln — neuerlich meinen besten
Dank ailsznsprechcn.
Auch später trat keine Folge des Zuges ein, welche geeignet
gewesen wäre, die angenehme Erinnerung an ihn zu trüben.
Der Badmeister hatte zwar durch ein paar Tage gcröthctc Augen
und meine Gcsichtshaut war noch eine Zeit lang vielfach roth und
zersprungen, weil ich mich der Bemalung mit Pulver am wenigsten
unterzogen hatte, Allein ein ernstes Unwohlsein stellte sich bei keinem
Reisegefährten ein, und obgleich Graf Nndrass y und ich mitsammen
nur eine blaue Brille hatten, in deren Gebrauche wir während der
Wanderung über die Schueeflächen abwechselten, so waren unsere Augen
doch durch den Schneeglanz durchaus nicht gereizt.
Ja, noch eine kleine Freude wurde uns dadurch gewährt, daß
wir schon am ersten Tage, nachdem sich der bald nach der Ersteigung
auf der Spitze gelagerte Nebel davon entfernt hatte, mit dem Fern-
rohre von der nächsten Höhe 10 Minuten oberhalb des Bades unser
Fähnlein lustig auf'dem Wiesbachhorn wehen sahen, und noch nach 14
Tagen, kurz bevor ich das Fuscherbad verlief;, flatterte es mnthig im
Sturme ans seiner erhabenen Zinne.
Außerdem fiel nus durch das Fernrohr in den ersten Tagen
nach der Ersteigung auf dem von diesem Punkte zu übersehenden Theile
des Kecscs unter der Kapruner Einsattlung eine csuer über seine ganze
Breite laufende gerade Linie auf, und bei genauerer Besichtigung er«
kannten wir, daß es unsere eigcuen Fußstapfen von dem Ende des
von uns betretenen VorsprungeZ der Bratschen an bis weit hinein in
das Kees zur stechten waren. Erst dem nächsten Neuschnee war es
vorbehalten, diese Spuren menschlicher Anwesenheit anf den unwirth-
baren Höhen zu vertilgen.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918