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Au« bem Tauernhaiise Ferleiten auf den Kloben, I^Z
für 3töderer ein Merkmal der glucklich getroffenen Richtung, und nach
einer starten halben Stunde Kletterns betraten wir den Grat.
Ini hohen Maße interessant ist das schon bei der Schilderung
der Gestalt des Kloben, wie sie sich aus dein Fuscherthale darstellt,
erwähnte weite Kar auf der Nord-Westseite dieses Berges, das wir
nun in seiner gewaltigen Ausdehnung überblickten. Unser Grat läuft
im Halbrund nnt steiler Steigung nach Süden und dann ostwärts als
rückwärtiger Kamin gegen die Spitzen des Kloben zu, welche jedoch
für unseren Standpunkt noch durch andere Erhebungen des Kammes
gedeckt werden. Der ganzen Länge nach Ziehen sich von ihm weite
Geröllfelder zur Tiefe des Kares hiuab, dessen Ende nach vorne gegen
das Fuscherthal nicht sichtbar ist. Die entgegengesetzte Seite des Wannen-
artigen Einschnittes wird dagegen in weit schärferer Erhebung von
Felsen geformt, welche den etwas unterhalb der Spitze des Kloben
beginnenden und nordwärts herabfließenden Gletscher auf der Westseite
stützen. Erst tief unten erleiden diese Felsen einen gewaltigen Druck
und dadurch ist es dem Gletscher ermöglicht, in das Steinkar selM
hinemzutreteu.
Der Marsch an der Lehne des Grates, über den wir in das
weite Schuttgebiet gelangt waren, gegen den bis jetzt sichtbaren süd-
östlichen Höhenpunkt des Kammes kann durchaus nicht aiigenehm ge-
nannt weiden. Trotz aller Borliebe für die gerade Nichtung sah ich
doch bald ein, daß hier mit der Durchschnittslinie wenig gewonnen sei.
Man wäre tief in den Geröllhalden hinabgestiegen, um jenseits eben
so hoch in ihnen wieder hinaufzusteigen. Ich schritt daher allerdings
noch in mehr gerader Linie als Nöderer, der, zunächst der Höhe des
Grates gehend, sich so ziemlich alle Uusbiegungen desselben gefallen
ließ, doch gleichfalls in der Hauptsache dem ssanim folgend, vor.
Das Gestein wechselte auf die eigenthümlichste Weis:, indem
wiederholt zwischen den dnnklen Schuttfeldern des Kalkglimmerschiefers
und Thonglimmerschiefers weiße Geröll-Streifen lichten Centralgneises
scharf begrenzt vom Kamme an in die Tiefe hinablaufen. Manchmal,
besonders gegen die Höhe des Grates zu, traf ich auf eine kompaktere
Felsmasse mitten im Schuttuiee«, die dann umgangen werden mußte.
Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Title
- Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen
- Author
- Anton von Ruthner
- Publisher
- Carl Gerold's Sohn
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.8 x 19.2 cm
- Pages
- 440
- Keywords
- Alpen, Gebirge, Natur
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918